I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />
luske 2002; S.160, Beck 1999, S. 86) 9 . In Bezug auf die weiter bestehende gesell-<br />
schaftliche Orientierung am Normalarbeitsverhältnis werden diese Beschäftigungsformen<br />
auch als atypisch bezeichnet. Galuske (2002, S. 160) fasst diese Entwicklungen<br />
in Anlehnung an Matthies u. a. unter dem Begriff der externen Flexibilisierung.<br />
Zweite Komponente der Flexibilisierung ist die so genannte interne Flexibilisierung, die<br />
sich in unzähligen neuen <strong>Arbeit</strong>szeitmodellen <strong>und</strong> neuen Organisationsformen von <strong>Arbeit</strong><br />
ausdrückt (Galuske 2002, S. 159; Beck 1999, S. 80ff.; Sennet, S. 73 u. a.). Gleitzeit,<br />
Wochen-, Monats- <strong>und</strong> Jahreskonten, 4-Tage Woche, Heimarbeit werden immer<br />
häufiger zur Normalität, zusammengefasst unter dem Begriff flexible <strong>Arbeit</strong>szeit.<br />
Stellvertretend für diese Entwicklung in Deutschland kann das Volkswagenwerk Wolfsburg<br />
angeführt werden, das in den 1990er Jahren auf eine neue Unternehmensphilosophie<br />
umschwenkte: VW wurde zum „atmenden Unternehmen“: „Atmen durch Zeit<br />
heißt maximale Gleitzeit am Tag, 28,8 bis 38,8 St<strong>und</strong>en Atmungsspielraum pro Woche<br />
mit Flexibilitätskaskade, Leistungsbeitrag zur Beschäftigungssicherung, Zeitsouveränität<br />
<strong>und</strong> das Zeitwertpapier ‚Beschäftigungsscheck’ auch für den Mehrjahresausgleich<br />
(Hartz 1996 bei Galuske 2002, S.162). Beck formuliert: „Es gibt inzwischen fast so viele<br />
<strong>Arbeit</strong>szeitmodelle wie Unternehmen“ (1999, S.80).<br />
Das flexible Unternehmen ist in der Lage, flexibel zu arbeiten <strong>und</strong> zu liefern (Galuske<br />
2002, S.157). Externe <strong>und</strong> interne Flexibilisierung sorgen dabei für eine geringere Bindung<br />
zwischen Unternehmen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerIn, die „Versprechen“ des Normalarbeitsverhältnisses<br />
wie Dauerhaftigkeit (im Falle von Leiharbeit <strong>und</strong> Befristung) <strong>und</strong> ausreichendem<br />
Sozialversicherungsschutz (im Falle von geringfügiger Beschäftigung <strong>und</strong><br />
Scheinselbstständigkeit) werden immer mehr unterlaufen. André Gorz verglich die „ideale“<br />
Unternehmensform der postfordistischen Zeit mit einem Netzwerk: „Das Paradigma<br />
der hierarchischen Organisation wird durch das der Netzwerkstrukturen ersetzt,<br />
die an ihren Knotenpunkten selbstorganisierte Kollektive in loser Koppelung koordinieren,<br />
von denen keines das Zentrum bildet“ (Gorz 2000, S.46. H. i. O.) Zur Beschreibung<br />
dieser Tendenzen wurden Begriffe wie Turbokapitalismus oder flexibler Kapitalismus<br />
geprägt, die Eingang in die sozialwissenschaftliche Debatte gef<strong>und</strong>en haben.<br />
9 Da die eigenständige Bearbeitung von aktuellen statistischen Daten des Instituts für <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
<strong>und</strong> Berufsforschung den Rahmen der Diplomarbeit übersteigt, beziehen wir uns auf die<br />
Analysen von Galuske <strong>und</strong> Beck, die auf Daten aus den späten 1990er Jahren basieren. Interessant<br />
<strong>und</strong> aufschlussreich wäre die neueste Entwicklung nach den <strong>Arbeit</strong>smarktreformen <strong>und</strong><br />
unter dem Einfluss des aktuellen wirtschaftlichen Aufschwungs durchaus.<br />
Siehe zu Leiharbeit auch Rifkin 2004 [1995], S. 153 ff., der den noch stärkeren Trend <strong>und</strong> dessen<br />
Folgen in den USA beschreibt: „…gehen viele US-amerikanische Unternehmen dazu über,<br />
ihre Belegschaft in ein Zwei-Stufen-System einzugliedern. Eine Stammbelegschaft von Dauer-<br />
<strong>und</strong> Vollzeitbeschäftigten wird verstärkt durch Teilzeit- oder Zeitbeschäftigte.“ Dass der Trend<br />
zu mehr Leiharbeit sich offenbar auch in Deutschland fortsetzt, lässt ein Blick in die Jobbörse<br />
der Agentur für <strong>Arbeit</strong> zumindest plausibel erscheinen.<br />
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