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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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1.2.1 Kennzeichen der Zweiten Moderne<br />

Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />

Ulrich Beck analysiert seit Mitte der 1980er Jahre die gesellschaftlichen Veränderungen<br />

im Prozess der Modernisierung. Er zeichnet in seinem Buch über die Risikogesellschaft<br />

(vgl. 1986) den Weg unserer Gesellschaft in eine riskante Moderne nach. Kennzeichen<br />

dieser Risikogesellschaft ist ein Verlust an traditionellen Einbindungen,<br />

Rollenmustern <strong>und</strong> Verpflichtungen, der neue Freiheiten aber auch neue Risiken birgt<br />

(siehe hierzu auch unten: Individualisierung <strong>und</strong> Globalisierung). Becks Gesellschaftsanalyse<br />

findet in die Modernisierungstheorie der Ersten <strong>und</strong> der Zweiten Moderne Eingang.<br />

Die Terminologie „Erste Moderne“ <strong>und</strong> „Zweite Moderne“ verweist dabei auf zwei<br />

Dinge: Erstens, dass es „die Moderne“ gibt, d. h. dass sowohl in der Ersten als auch in<br />

der Zweiten Moderne Modernität eine zentrale gesellschaftliche Kraft ist, also durch rationales<br />

Handeln erzeugter Fortschritt, Erneuerung <strong>und</strong> Wandel. Zweitens verweist die<br />

Verwendung dieser Begriffe auf eine Kontinuität zwischen Erster <strong>und</strong> Zweiter Moderne<br />

<strong>und</strong> postuliert nicht einen vollständigen Bruch, wie der Begriff Postmoderne. Der Begriff<br />

Zweite Moderne postuliert eine „Verflechtung von Bruch <strong>und</strong> Kontinuität“ (Beck/ Lau<br />

2004, S.20). Der Unterschied von Erster <strong>und</strong> Zweiter Moderne liegt darin, dass die modernen<br />

Gesellschaften, insbesondere im letzten Drittel des Jahrh<strong>und</strong>erts, einem rapiden,<br />

radikalisierten Modernisierungsschub unterliegen, in dessen Rahmen die selbstverständlich<br />

gewordenen F<strong>und</strong>amente der Ersten Moderne Nationalstaat, Sozialstaat,<br />

<strong>Arbeit</strong>sgesellschaft, Biografiemuster wie z. B. das oben angeführte Normalarbeitsverhältnis<br />

etc., an Tragfähigkeit verlieren. Auf die Dimension der <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft bezogen<br />

bedeutet das: Die Idee der Vollbeschäftigung verliert in der Zweiten Moderne an<br />

Überzeugungskraft 7 (vgl. Beck 1999, S.28). Die Folge der Modernisierung, nämlich die<br />

Steigerung der Produktivität, wird zum Problem der steigenden <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong><br />

stellt damit die Leitideen der Modernisierung selbst, nämlich Normalbiografie <strong>und</strong> Vollbeschäftigung<br />

in Frage. Im Begriff der reflexiven Moderne wird aufgegriffen, dass die<br />

Moderne in dieser Weise auf sich selbst zurückgeworfen wird.<br />

In diesem Prozess sieht Beck nicht das Ende der Moderne <strong>und</strong> damit den Beginn einer<br />

Nachmoderne, sondern im Gegenteil deren Radikalisierung oder Vervollkommnung<br />

(Galuske 2002, S. 39).<br />

Individualisierung <strong>und</strong> Globalisierung<br />

Die Veränderungen auf den nationalen <strong>Arbeit</strong>smärkten geschehen auch im Zusammenhang<br />

mit anderen Tendenzen, die mit dem Prozess der Modernisierung einherge-<br />

7 Becks Sichtweisen sind dabei theoriegeleitet, er meint damit, dass es hier um eine Diskussion<br />

auf wissenschaftlicher Ebene geht, die nicht unbedingt in der Weise im Alltag der Menschen geführt<br />

wird. Das Modell der Vollbeschäftigung verliert in der Lesart der Zweiten Moderne an Überzeugungskraft.<br />

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