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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />

In etwa zur gleichen Zeit entwickelte sich die Waldorfpädagogik nach Rudolf Steiner.<br />

Sie integriert bis heute <strong>handwerkliche</strong>s <strong>Arbeit</strong>en als Teil einer umfassenden ganzheitlichen<br />

Bildung im Lehrplan mit dem übergeordneten Ziel, „den jungen Menschen zu sich<br />

selbst zu führen, sich als ein selbst-tätiges Wesen, ein ‚Ich’ zu erleben, das in der Gemeinschaft<br />

mit anderen Menschen ein ‚Wir’ finden kann“ (Martin 2001, S. 261). Handwerk<br />

mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wird in diesem Zusammenhang als ein Medium<br />

eingesetzt, das Erfahrungen mit sinnlichen, tast-, greif- <strong>und</strong> formbaren Materialien ermöglicht.<br />

Innerhalb dieses Erfahrens werden körperliche <strong>und</strong> seelische Willensanstrengung<br />

<strong>und</strong> die Überwindung von Widerständen (Materialien aus der Natur bearbeiten<br />

<strong>und</strong> Durchhalten) ebenso gefordert wie gestalterische <strong>und</strong> ästhetische Aspekte.<br />

Außer dem Tun als Prozess, der an sich schon eine Entwicklung <strong>und</strong> Ausbildung verschiedener<br />

Fertigkeiten <strong>und</strong> Fähigkeiten bedeutet, werden dabei auch soziale Aspekte<br />

für wichtig erachtet. Im Sinne des anthroposophischen Menschenbildes werden <strong>handwerkliche</strong><br />

Tätigkeiten im Unterricht entsprechend den Entwicklungsstufen der Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen eingesetzt (das bedeutet z. B., dass bis zur vierten Klasse so genannten<br />

„weiche Handwerksformen“ wie Häkeln <strong>und</strong> Stricken unterrichtet werden, erst<br />

später kommt das so genannten „harte Handwerk“ dazu, das u. a. Holz- <strong>und</strong> Metallbearbeitung<br />

beinhaltet) (vgl. Stuhlmann 2001, S, 268 f.).<br />

Stöckle zieht in seiner Studie zum alten Handwerk einen Bogen zur schulischen Didaktik<br />

<strong>und</strong> sieht dies als Chance für komplexe Lernprozesse. Exemplarisch verdeutlicht er<br />

aus pädagogischer Sicht Möglichkeiten zur Integration von Handwerkstechniken als<br />

Teil des Unterrichts für verschiedene Altersstufen (Stöckle 1993, S. 450 ff.).<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>:<br />

In der Praxis der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> in therapeutischen Einrichtungen wird die Integration<br />

<strong>handwerkliche</strong>r Tätigkeiten in den verschiedensten <strong>Arbeit</strong>sfeldern ebenfalls praktiziert.<br />

Sei es in der <strong>Arbeit</strong> mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen oder mit Menschen, die von<br />

Sucht oder psychischer Erkrankung betroffen sind. Dabei sind die Übergänge von Pädagogik<br />

zu Therapie fließend <strong>und</strong> nicht leicht abzugrenzen. Besonders in der Kunst<strong>und</strong><br />

Ergotherapie werden die Potenziale künstlerisch-<strong>handwerkliche</strong>r Tätigkeiten genutzt<br />

<strong>und</strong> gezielt therapeutisch eingesetzt, um Heilungsprozesse zu unterstützen.<br />

Für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> rücken dabei Prozesse des Gestaltens im Hier <strong>und</strong> Jetzt mit den<br />

aktuell vorhandenen Möglichkeiten <strong>und</strong> Ressourcen in den Vordergr<strong>und</strong>. Die damit<br />

verknüpften Ziele können der einer therapeutischen Maßnahme dabei durchaus ähnlich<br />

sein (z. B. wenn es darum geht, Entwicklungsprozesse anzuregen oder darum,<br />

Menschen so zu stärken, dass sie ihren Alltag gelingender bewältigen können). Der<br />

Blickwinkel <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> ist dabei allerdings weniger eng auf das Individuum allein<br />

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