I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />
Weiter geht es mit dem Planen der Umsetzung. Das erfolgt unter Einbezug verschie-<br />
dener Gesetzmäßigkeiten, wie z. B. welches Material steht zur Verfügung, welche Verarbeitungsmöglichkeiten<br />
gibt es <strong>und</strong> wie ist der eigene Kenntnisstand. Dabei kann es<br />
durchaus vorkommen, dass der ursprüngliche Entwurf noch einmal verändert werden<br />
muss.<br />
Die Umsetzung erfordert den Einsatz persönlicher Präsenz. Konzentration <strong>und</strong> Durchhalten<br />
sind gefragt. Das beinhaltet möglicherweise, an eigene Grenzen zu kommen<br />
<strong>und</strong> Widerstände überwinden zu müssen. Dadurch kann die eigene Kraft <strong>und</strong> die Lust<br />
am Tun erlebt werden.<br />
Das <strong>Arbeit</strong>en macht gleichzeitig auch die sinnliche <strong>und</strong> haptische Auseinandersetzung<br />
mit den verwendeten Materialien möglich, welche durchaus ihren „Eigensinn“ haben.<br />
Im Bearbeitungsprozess kann es zusätzlich zu einer Art „Dialog“ mit dem Material<br />
kommen – welches selbst die Rolle eines „Gegenübers“ einnehmen kann.<br />
Wenn ein Versuch nicht gelingt wie beabsichtigt, besteht stets die Möglichkeit, Einfluss<br />
zu nehmen. Diese Ineinflussnahme kann unterschiedlich aussehen – sie kann bedeuten,<br />
zu überlegen, ob man einen Schritt zurückgehen kann, um es erneut zu versuchen<br />
oder ob man vom ursprünglichen Plan abweicht <strong>und</strong> etwas Neues entwickelt.<br />
Der Umgang mit auftretenden Schwierigkeiten <strong>und</strong> Herausforderungen kann (idealerweise)<br />
dazu beitragen, zu erfahren: es gibt viele Wege zu einem Ziel, ich kann sie mit<br />
meinen Möglichkeiten bewältigen <strong>und</strong> flexibel reagieren. 32 Gleichzeitig können eigene<br />
Stärken <strong>und</strong> Schwächen in diesem Rahmen erfahren werden – vor allem solche Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen betreffend, die in gewöhnlichen Erfahrungsräumen wenig<br />
oder gar nicht vorhanden sind. Ein Beispiel: Jugendliche, die im üblichen schulischen<br />
Kontext möglicherweise häufig ihre Schwächen erfahren, können sich <strong>und</strong> ihre<br />
Potenziale über die <strong>handwerkliche</strong> <strong>Arbeit</strong> unter Umständen anders erleben – unerwartete<br />
Kompetenzen, die sonst einfach untergehen, können sichtbar werden.<br />
Innerhalb eines solchen <strong>Arbeit</strong>sprozesses entwickelt sich schrittweise ein selbst gestaltetes<br />
Produkt aus selbst gewähltem <strong>und</strong> eigenhändig bearbeitetem Material. Prägend<br />
für diesen Verlauf ist außerdem, dass das Ziel, nämlich das Produkt, stets konkret erkennbar<br />
<strong>und</strong> der Prozess endlich ist. Er kann sichtbar abgeschlossen werden <strong>und</strong> ist in<br />
Form des Produktes greifbar – dieses lässt sich betrachten, berühren <strong>und</strong> ist möglicherweise<br />
zum täglichen oder außergewöhnlichem Gebrauch bestimmt.<br />
<strong>Soziale</strong> Komponenten<br />
32 Um Herausforderungen dieser Art erfolgreich zu bewältigen, bedarf es unter Umständen Unterstützung,<br />
die ermutigt <strong>und</strong> an den Stärken <strong>und</strong> Fähigkeiten der Menschen ansetzt. In Projekten<br />
der anstiftung wie dem HEi oder Kempodium arbeiten FachanleiterInnen aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
bewusst ressourcenorientiert <strong>und</strong> bestärkend. Dazu in Kap II meHerr<br />
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