17.10.2012 Aufrufe

I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />

gerichtet sein, sondern um sozialisationsbedingte <strong>und</strong> lebensweltliche Faktoren erweitert<br />

(mehr dazu in Kapitel I 4.5).<br />

3.4 Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen des Mediums Handwerk<br />

Wie in Kap. 3.2 beschrieben, kann Handwerk, als Medium eingesetzt, durch sein greifbares<br />

Ziel einen überschaubaren <strong>und</strong> auch motivierenden Rahmen bieten. Die Funktionalität<br />

eines erstellten Produktes kann einen Bezug zur eigenen Lebenswelt herstellen<br />

– es hat einen konkreten Gebrauchswert, der eine Brücke zum Alltag bauen<br />

kann 36 .<br />

Gleichzeitig kann ein solcher Rahmen – wenn er nicht flexibel gefasst wird – jedoch<br />

auch einengen. Er kann bspw. weniger experimentelle Potenziale bieten als das Medi<br />

um Kunst, das prinzipiell weniger auf einen Gebrauchswert ausgerichtet ist. Zudem<br />

sind die oben beschriebenen Möglichkeiten zur Veränderung bei Nicht-Gelingen eines<br />

Teilschrittes begrenzt – z. B. in Bezug auf Material (wenn z. B. bei einer Holzarbeit zu<br />

viel abgesägt wurde, kann das nicht ohne weiteres revidiert werden) <strong>und</strong> insbesondere<br />

in Bezug auf die Verwendbarkeit (Funktionalität) des Produktes – was Frustration <strong>und</strong><br />

Demotivation auslösen kann. Das kann einerseits ein Stück Realität abbilden <strong>und</strong> erfahrbar<br />

machen, wo eigene Stärken <strong>und</strong> Schwächen liegen, also die Selbsteinschät<br />

zung stärken. Andererseits können aber unter Umständen auch Erfahrungen des<br />

Scheiterns gefestigt werden, wenn keine befriedigende Lösung gef<strong>und</strong>en wird. In der<br />

Pädagogik sollte deshalb<br />

das Medium immer im Dienst der Ziele stehen <strong>und</strong> sensibel<br />

ausgewählt<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend halten wir fest, dass <strong>handwerkliche</strong>s <strong>Arbeit</strong>en, integriert in ein bedachtsam<br />

„inszeniertes Setting“, das einem Möglichkeitsraum gleicht <strong>und</strong> in dem ein<br />

unterstützender Geist spürbar ist, ein Medium zu mehr Selbstbestimmung <strong>und</strong> Selbst-<br />

befähigung darstellen kann. Als solches betrachtet bietet es zudem Potenziale zu einem<br />

(z. B. um das Medium<br />

Sprache) erweiterten Erleben eigener Kompetenzen <strong>und</strong><br />

Ausdrucksformen.<br />

Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sweise kann den mehrfach beschriebenen Entfremdungstendenzen<br />

entgegenwirken, denn sie ermöglicht ein überschaubares <strong>Arbeit</strong>en in Zusammen-<br />

hängen. Sie sollte – wie jede Methode in der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> - allerdings nicht zum<br />

36 Vgl. in diesem Zusammenhang die Evaluation der Mädchenwerkstatt Stuttgart: in der Auswertung<br />

mehrerer Projektwochen zur Berufsorientierung in Haupt- <strong>und</strong> Förderschulen wurde<br />

von Seiten der Mädchen als ein zentrales motivationssteigerndes Moment die selbst hergestellten<br />

Produkte benannt, die für sie als attraktiv <strong>und</strong> im Alltag verwertbar eingeschätzt wurden<br />

(Goltz 2004, S. 24)<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!