I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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4.2.3 Engagement <strong>und</strong> Ehrenamt<br />
Das Kempodium e. V. – Allgäuer Zentrum für Eigenversorgung<br />
Im Portrait des Kempodium wurde bereits erwähnt, dass ehrenamtliches Engage-<br />
ment 76 eine wichtige Säule des Hauses <strong>und</strong> ein konzeptionelles Ziel darstellt. Wir grei-<br />
fen dieses Thema auf, da es in unseren Gesprächen mehrfach auftauchte. Dabei beschäftigen<br />
wir uns zum einen damit, wie die Art des Engagements im Kempodium<br />
beschaffen ist <strong>und</strong> welche Motive für die Menschen möglicherweise dahinterstehen.<br />
Zum anderen nehmen wir den Stellenwert der Freiwilligenarbeit für das Haus in den<br />
Blick.<br />
Art <strong>und</strong> Motive ehrenamtlicher Tätigkeiten<br />
In unserem Gruppengespräch beschrieb Herr W begeistert, im Kempodium engagierten<br />
sich sehr viele Menschen – auch schon über einen langen Zeitraum – mehr oder<br />
weniger regelmäßig <strong>und</strong> sind dort aktiv: „Also es sind sehr, sehr viele, die die vielen<br />
Jahre schon kommen <strong>und</strong> das find ich so toll!“ (W 824). Es gäbe zwar schon eine<br />
„Fluktuation, dass Leute kommen, zweimal, dreimal <strong>und</strong> beim vierten Mal erscheinen<br />
sie nicht wieder, aber (…) es gibt einen sehr großen Teil, die wirklich bei fast allen Veranstaltungen<br />
hier ehrenamtlich tätig sind. Einige St<strong>und</strong>en oder viele St<strong>und</strong>en“ (W 796-<br />
798). Zu solchen Veranstaltungen <strong>und</strong> Festlichkeiten zählen z. B. der „Tag der Regionen“.<br />
Herr Slavicek erwähnte u. a. die zweimonatlich stattfindende Disco, die ganz in<br />
ehrenamtlichen Händen liegt: „Die Leute können sich da als DJ ausprobieren <strong>und</strong> ma-<br />
chen das dann auch zum Teil Jahre weiter“ (MS 684-686). Menschen mit gemeinsamen<br />
Interessen können sich also in einem Zeithorizont treffen <strong>und</strong> dann wieder ausei-<br />
nandergehen.<br />
Sein eigenes Engagement begründete Herr W damit, dass sein Beruf als Handwerksmeister<br />
vom Aussterben bedroht war: „Aus dem Gr<strong>und</strong>e hab ich mich von Anfang an<br />
im Kempodium engagiert, ehrenamtlich, als das Kempodium am Entstehen war. Danach<br />
bin ich hier Teilzeit beschäftigt worden, was mir sehr viel Spaß jemacht<br />
hat <strong>und</strong><br />
jetzt bau ich so ganz allmählich ab, da ich Rentner bin“ (W 129-134).<br />
Ausgehend von der Bedeutung, die das Kempodium für ihn selbst hat, nämlich dass er<br />
dort „so´n bisschen Heimat gef<strong>und</strong>en“ (W 770) habe, lässt sich die starke Identifikation<br />
<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit erklären: sie wurde von einem Menschen zum Ausdruck gebracht,<br />
der eine Zeit lang hauptamtlich beschäftigt war <strong>und</strong> aktuell immer noch eine Mischung<br />
aus Honorar- <strong>und</strong> ehrenamtlicher Tätigkeit im Kempodium ausübt. Dabei spielt auch<br />
das eigene Wohlbefinden eine Rolle: „Mir geht´s hier sehr gut, mir macht´s Spaß (…)<br />
76 Zur Begrifflichkeit: Ehrenamt, (bürgerschaftliches) Engagement, Freiwilligenarbeit werden<br />
nachfolgend synonym verwendet. Auf historische Wurzeln wird an dieser Stelle nicht eingegangen,<br />
diese sind z. B. im Bericht der Enquete-Kommission (2002, S. 32 f.) beschrieben.<br />
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