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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />

hen: Globalisierung <strong>und</strong> Individualisierung. Der Begriff der Individualisierung muss differenziert<br />

gesehen werden, d. h. in ihm vereinen sich positive <strong>und</strong> negative Aspekte.<br />

Gerade am Beispiel der <strong>Arbeit</strong>steilung lässt sich dies gut erläutern. Je ausgeprägter<br />

<strong>Arbeit</strong>steilung ist, umso individualisierter (spezialisierter) entfalten Menschen Individualität<br />

oder Eigenheit, „sind aber gleichzeitig in diesem individualisierten Zustand immer<br />

stärker (sozialstrukturell gesehen) aufeinander angewiesen“ (Böhnisch/ Arnold/ Schröer<br />

1999 bei Galuske 2002, S. 44). Individualisierung meint nach Beck (vgl. 1986) dabei<br />

zugleich die Herauslösung von Individuen aus traditionellen Bindungen wie z. B. familiären<br />

Strukturen <strong>und</strong> den Verlust von handlungsleitenden Sicherheiten wie z. B. bestimmten<br />

gesellschaftlich getragenen Normen oder akzeptierten Rollenvorbildern. All<br />

dies bewirkt einerseits einen Gewinn an Freiheit <strong>und</strong> Wahlmöglichkeiten, eine neue<br />

Vielfalt von Lebensstilen wird möglich (Pluralisierung der Lebensstile). Die andere Seite<br />

der Medaille sind die neuen Unsicherheiten <strong>und</strong> Risiken: Ich kann mich nicht nur<br />

selbst entscheiden, ich muss es auch tun <strong>und</strong> muss somit auch die Konsequenzen<br />

meiner eigenen biografischen Entscheidungen tragen. Da das eigene Leben jedoch im<br />

Kontext von zahlreichen institutionellen Vorgaben gestaltet werden muss, entstehen<br />

neue Kontroll- <strong>und</strong> Reintegrationsmechanismen, die aber als kollektive Muster verschleiert<br />

bleiben. In der pluralisierten Gesellschaft entstehen neue soziale Ungleichheiten.<br />

Die Risiken sind dabei scheinbar individualisiert, ein Scheitern wird als persönliches<br />

Scheitern erlebt. Dies trifft auch <strong>und</strong> gerade auf die Situation am <strong>Arbeit</strong>smarkt zu.<br />

Die entstehenden Individuallagen sind durch <strong>und</strong> durch arbeitsmarktabhängig. Die jeweilige<br />

Situation des Einzelnen wird also bestimmt durch den unvermeidlichen Bezug<br />

zum <strong>Arbeit</strong>smarkt, <strong>und</strong> dies wird von Einzelnen aber nicht als gesellschaftliches, sondern<br />

als individuelles Problem erfahren. <strong>Arbeit</strong>slosigkeit ist zwar ein strukturelles Problem,<br />

wird aber häufig nicht als solches wahrgenommen, es erfolgt häufig eine Schuldzuschreibung<br />

(Selbst- <strong>und</strong> Fremdzuschreibung) an das Individuum. Beck schreibt:<br />

„Verschärfung <strong>und</strong> Individualisierung sozialer Ungleichheiten greifen ineinander. In der<br />

Konsequenz werden Systemprobleme in persönliches Versagen abgewandelt <strong>und</strong> politisch<br />

abgebaut“(1986, S. 117/118).<br />

Die zweite ebenfalls im Zusammenhang mit Modernisierung zu sehende Tendenz ist<br />

Globalisierung. Der Begriff wird in vielfältigen Kontexten <strong>und</strong> sowohl in wissenschaftlichen<br />

als auch in Alltagsdiskursen gebraucht. Eine exakte Bestimmung scheint uns hier<br />

weniger relevant als die stichwortartige Darstellung der Entwicklungstrends, die sich<br />

dahinter verbergen. Von Globalisierung wird gesprochen im Zusammenhang mit:<br />

• der verkehrs- <strong>und</strong> informationstechnischen (oder digitalen) Revolution; Raum <strong>und</strong><br />

Zeit verlieren an Bedeutung, die Welt wird zum „global village“<br />

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