I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Das Kreativzentrum Wolfen-Nord<br />
von den Menschen im Stadtteil wird sie so erlebt. Vielleicht ist der Eindruck etwas verzerrt<br />
dadurch, dass die Bevölkerungsstruktur so gestaltet ist, dass sowieso anteilsmäßig<br />
wenige „Erwerbsfähige“ gezählt werden. Die Einschätzung geschieht vermutlich<br />
auch aufgr<strong>und</strong> der eigenen unmittelbaren oder mindestens mittelbaren Betroffenheit<br />
von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit.<br />
Eine Strategie, mit der Problematik umzugehen, ist, die kollektive Erfahrung von „Nichtmehr-gebraucht-werden“<br />
in einer kollektiven Resignation zu kultivieren, vermischt mit<br />
etwas Trotz <strong>und</strong> einem Hauch Heimatverb<strong>und</strong>enheit, die als Begründung für das Dableiben<br />
herhalten muss. So zumindest interpretieren wir den folgenden kurzen Dialog<br />
zwischen den MitarbeiterInnen:<br />
Corinna: „Ich will nich weg <strong>und</strong> ich muss weg, weil sie den Block wegreißen. Ich möchte<br />
schon hier oben bleiben. Bin noch nicht irgendwo gewesen“ (M 99 -106).<br />
Werner: „Heimatverb<strong>und</strong>en, woar? Unsre Wurzeln sind hier. Nee. - . Wo woll’n wer<br />
denn noch hin, uns nimmt doch keener mehr“ (lacht) (M 103- 106).<br />
Für die Rentnerinnen ist ebenfalls klar: „Wir, wir bleiben. Wo sollen wir denn jetzt noch<br />
hin?“ (RE 300-301). „Wir wollen auch hierbleiben“ (RS 302).<br />
Dabei sind die Frauen geteilter Meinung über ihren Stadtteil. Während Frau S. von ihrer<br />
„Warte als alte Frau“(RS 222) ganz zufrieden ist, urteilen Frau F <strong>und</strong> Frau D, es sei<br />
„öde, wenn wir unsre Gärten nicht hätten“( RF 224). „Hier in Wolfen-Nord…da ist ja<br />
nüscht drin. Da is der tote H<strong>und</strong> begraben“ (RD 251-253). Die Mitarbeiter sehen das<br />
genauso: „…aus der Stadt hier könnte man viel mehr machen“ (M 111-112). Im Vergleich<br />
zu Bitterfeld schneidet Wolfen aus ihrer Sicht schlecht ab. „Wenn ich durch die<br />
Leipziger Straße flitze, dann seh’ ich doch grad noch’n Laden. Da gehen halt die Leute<br />
einkaufen…“ (M 115-116). „Und kulturell is auch nich mehr so viel los“ (M 121). Es<br />
klingt an, dass es früher mal anders, besser gewesen sein muss: „Die meisten alten<br />
Läden sind hier zu“ (M 119).<br />
Das Lebensgefühl der Rentnerinnen wird durch einen weiteren Aspekt beeinflusst.<br />
Frau E berichtet, von ihnen ginge ab 8 Uhr abends sowieso keine mehr raus, „s’is so,<br />
dass die Straßen leer sind, weil alle Angst haben“ (RE 254-256). Einige der Frauen<br />
fühlen sich abends nicht sicher, „durch die Kriminalität, durch die Medien… (Durcheinander)<br />
… wegen 10€ oder 5€ …(R 264-265).<br />
Zu diesem Thema liefert ein Mitarbeiter eine plausible Erklärung: „Wird ja immer irgendwas<br />
verschmiert oder randaliert oder sonst was gemacht. Das nutzt gar nichts,<br />
dass mer hier’n bisschen sich schön machen kann. Die Jugendlichen. Langeweile -<br />
hier (macht Trinkbewegung), <strong>und</strong> dann geht’s los. Graffiti. Oder die Zäune werden zer-<br />
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