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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Offene Werkstätten – ein Modell für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>?<br />

Wir möchten im Folgenden einige Elemente beispielhaft anhand des Lebensbewältigungskonzeptes<br />

von Böhnisch (siehe auch Kap. I 4.5) verdeutlichen 84 .<br />

An beiden Orten wurde der Stolz über handwerklich selbst geschaffene Werkstücke<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Anerkennung <strong>und</strong> Wertschätzung durch Dritte beschrieben.<br />

Auch oder gerade weil das Tätigsein hier im wahrsten Sinne des Wortes gemeint ist,<br />

können Menschen ihre Stärken erfahren, ihre Selbstwirksamkeit erproben. Die in Kap. I<br />

3 getroffenen Aussagen zu <strong>handwerkliche</strong>m <strong>Arbeit</strong>en <strong>und</strong> seiner Wirkungsweise haben<br />

sich in unserer Befragung bestätigt.<br />

Insbesondere im Kempodium trägt das Gefühl, sich komplexe <strong>Arbeit</strong>sprozesse zuzutrauen<br />

<strong>und</strong> zu bewältigen, auf positive Weise zur Steigerung des Selbstwertgefühls bei.<br />

Die Ergebnisse des eigenen Tuns werden im <strong>Arbeit</strong>en sicht- <strong>und</strong> fühlbar – auch für<br />

Außenstehende – <strong>und</strong> können somit eine nachhaltige Wirkung des Gefühls der eigenen<br />

Fähigkeiten erzeugen.<br />

Der <strong>Arbeit</strong>sprozess, also das faktische Tätigsein mit Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand spielt dabei<br />

ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese Art der <strong>Arbeit</strong> fordert den ganzen Menschen in all<br />

seinen Fähigkeiten. Ein Ergebnis aus Kempten ist, dass <strong>handwerkliche</strong>s <strong>Arbeit</strong>en als<br />

Ausgleich zu einseitigen <strong>und</strong> teilweise belastenden Anforderungen im Beruf erfahren<br />

wird. Es stellt eine Ressource dar, um innerhalb der veränderten Anforderungen der<br />

flexiblen <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft handlungsfähig zu bleiben.<br />

Offene Werkstätten ermöglichen auch über soziale oder kulturelle Tätigkeiten Erfahrungen<br />

beim Aufbau von Selbstwert. Dabei ist aus unserer Sicht der prinzipiell offene<br />

Zugang wichtig dafür, dass diese Erfahrungen nicht an defizitäre Voraussetzungen gekoppelt<br />

sind. Menschen müssen sich nicht als bedürftig definieren, es muss nicht erst<br />

eine Diagnose vorliegen, um die Angebote in Anspruch zu nehmen. An diesem Punkt<br />

wird das ges<strong>und</strong>heitsfördernde Potenzial (siehe auch Kap. I 3.2) Offener Werkstätten<br />

deutlich.<br />

Aber auch Erfahrungen des Selbstwertverlustes können aufgegriffen werden: Am Beispiel<br />

Wolfen wurde sichtbar, wie eng das Selbstbild von Menschen durch die normativen<br />

Vorgaben der <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft beeinflusst wird. <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> mangelnde<br />

Perspektiven, das nicht mehr „Mithalten-Können“, schlagen sich in der subjektiven Befindlichkeit<br />

nieder. Das Gefühl, nutzlos <strong>und</strong> überflüssig zu sein, verb<strong>und</strong>en mit Rückzug<br />

<strong>und</strong> Depressionen, prägt den Alltag vieler Menschen. Im Rahmen Offener Werkstätten<br />

84 Uns ist dabei bewusst, dass diese Elemente auch im „Licht“ des Bildungsbegriffes betrachtet<br />

werden können. Non-formale Bildung, Selbstbildung, praktisches oder ganzheitliches Lernen<br />

sind Stichworte der Bildungs-Terminologie, anhand derer ebenso argumentiert werden kann. Im<br />

weiteren Verlauf werden diese auch hin <strong>und</strong> wieder fallen, weshalb wir an dieser Stelle auf die<br />

inhaltliche Verknüpfung hinweisen möchten.<br />

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