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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />

Erwerb des Lebensnotwendigen freie, über ein Haus gebietende Mann. Freiheit <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> schlossen sich gegenseitig aus (vgl. Gorz 1989, S. 235 <strong>und</strong> Kocka 2001, S. 2).<br />

Heute würden die geistigen, administrativen <strong>und</strong> politischen Tätigkeiten der freien<br />

Männer selbstverständlich unter dem <strong>Arbeit</strong>sbegriff subsumiert werden.<br />

Sühne<br />

In der christlichen Tradition sieht Gott für den Menschen sechs Tage <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> einen<br />

Tag Ruhen vor. Darin steckt sowohl der Auftrag, die Welt tätig zu gestalten, als auch<br />

durch die Mühe <strong>und</strong> im Schweiße des Angesichts für den Sündenfall zu büßen. <strong>Arbeit</strong><br />

war von Gott dem aus dem Paradies vertriebenen Menschen aufgebürdete Mühsal<br />

(vgl. Giarini/ Liedtke 1998, S.32). Deutlich wird dieses Verständnis auch sprachlich:<br />

das althochdeutsche Wort „arabeit“ steht synonym für Mühe, Plage. Diese Sichtweise<br />

beherrschte das Denken im christlichen Mittelalter.<br />

Sittlichkeit <strong>und</strong> Ehrbarkeit<br />

Mit der Reformation setzten sich in protestantisch geprägten Teilen Europas <strong>und</strong> von<br />

hieraus ausgehend später auch in Amerika die lutheranischen Ansichten durch. Damit<br />

erfuhr die <strong>Arbeit</strong> zum ersten Mal eine positive Bewertung, <strong>und</strong> erhielt über den konkreten<br />

Nutzen hinaus einen sittlichen Wert zugeschrieben. Diese Auffassung ist gekennzeichnet<br />

durch die Vorstellung von <strong>Arbeit</strong> als Pflicht des Menschen, die ihn erst zum zivilisierten<br />

Wesen macht, bzw. <strong>Arbeit</strong> als Beruf. <strong>Arbeit</strong> generell ist Dienst am Nächsten<br />

<strong>und</strong> damit zugleich Dienst gegenüber Gott. Somit gewann <strong>Arbeit</strong> in der frühen Neuzeit<br />

in den europäischen Städten eine zentrale Bedeutung. „Ehrbare <strong>Arbeit</strong> war nun Basis<br />

genossenschaftlicher Vergesellschaftung <strong>und</strong> mit Freiheit <strong>und</strong> Stadtbürgerrecht positiv<br />

verknüpft, diametral anders als in der antiken pólis“ (Kocka 2001, S.2).<br />

Gewinnstreben<br />

Im Calvinismus wurde diese Überzeugung noch verstärkt, so dass Muße oder Zeitvergeudung<br />

als Sünde aufgefasst wurden. Calvin vertrat die Ansicht, <strong>Arbeit</strong> sei der von<br />

Gott vorgeschriebene Selbstzweck des Lebens, wirtschaftlicher Erfolg sei als Lohn<br />

Nachweis der Gnade Gottes (vgl. Giarini/ Liedtke1998, S.32). Max Weber sah im protestantischen<br />

<strong>Arbeit</strong>sethos die moralische Gr<strong>und</strong>lage für das Gewinnstreben im Kapitalismus<br />

angelegt <strong>und</strong> beschrieb die Zusammenhänge in seinem 1904 erschienenen<br />

Werk „Die protestantische Ethik <strong>und</strong> der ’Geist’ des Kapitalismus“. Webers Ansichten<br />

sind in der Wissenschaft weitgehend Konsens (vgl. Giarini/ Liedtke, S. 33).<br />

Selbstverwirklichung<br />

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