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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Standortbestimmung <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

der SA im Kontext des Sozialstaatsanspruchs, seiner sozialpolitischen Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> unserer Gesellschaft realisiert werden können“ (von Spiegel 2006, S. 36).<br />

Derzeit befindet sich der Sozialstaat in einer Finanz- <strong>und</strong> Strukturkrise. Michael Galuske<br />

(2002, S. 16 ff.) diagnostiziert als Ausgangspunkt für gegenwärtige Krisenphänomene<br />

die Finanzierungskrise des Systems der sozialen Sicherung, die im Konstruktionsprinzip<br />

des Sozialstaates, der auf Lohnarbeit basiert, ihre Ursache hat. Dabei<br />

zeigen sich drei entscheidende Folgen für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>:<br />

1. Die Ressourcen für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> werden knapper, sie ist dazu gezwungen,<br />

ihre Strukturen <strong>und</strong> Vorgehensweisen zunehmend an Effizienz auszurichten,<br />

wobei sie Gefahr läuft, Prinzipien wie Prävention, Partizipation oder Integration<br />

nur verkürzt beachten zu können. Ökonomische <strong>und</strong> Marktprinzipien gewinnen<br />

an Boden in der Planung <strong>und</strong> Steuerung sozialer Hilfe- <strong>und</strong> Unterstützungsleistungen.<br />

2. <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>, auch verstanden als Normalisierungsauftrag im System von Hilfe<br />

<strong>und</strong> Kontrolle, verliert zunehmend ihre Gr<strong>und</strong>lage. Die Normalitätsannahmen<br />

der kapitalistischen <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft (Normalarbeitsverhältnis, Integration<br />

durch Lohnarbeit) scheinen an ein Ende gekommen zu sein (vgl. ebd.) 38 .<br />

3. In der Moderne ist eine Zunahme an schwierigen Lebenslagen festzustellen,<br />

<strong>und</strong> zwar sowohl an den „von Überforderung <strong>und</strong> Ausgrenzung bedrohten Rändern<br />

der Gesellschaft, wie in normalen Belastungen heutiger schwieriger Normalität“.<br />

Sie erhält ein erweitertes Profil, sie „rückt in die Mitte der Gesellschaft“<br />

39 (Thiersch 2000, S. 35/36).<br />

Aus Beobachtung dieser Entwicklungen heraus entstanden in der Vergangenheit Warnungen<br />

<strong>und</strong> Forderungen für die zukünftige Entwicklung der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong>, die hier<br />

nur sehr verkürzt vorgestellt werden können.<br />

Michael Galuske geht angesichts des widersprüchlichen Szenarios, dass die Nachfrage<br />

nach sozialen Dienstleistungen eher steigen wird <strong>und</strong> gleichzeitig die Ressourcen<br />

dafür eher zurückgehen werden, davon aus, dass es eine <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> mit „reduziertem<br />

Professionsverständnis“ (2002, S.356) geben könnte. Er sieht die Gefahr, dass<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> qualitativ „Federn lassen“ könnte.<br />

38 „Sozialarbeit als Normalisierungsarbeit“ (Schaarschuch/ Flösser/ H.-U. Otto 2001, S.270)<br />

stellte eine systemfunktionale Definition <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> als staatliche Dienstleistung dar, die Mitte<br />

der 1980er Jahre formuliert wurde, „ironischerweise“ in einer gesellschaftlichen Situation, in<br />

der durch Modernisierungsprozesse Normalitätsmuster faktisch zu erodieren begannen (vgl.<br />

ebd. S. 271)<br />

39 Die Bezeichnung „Mitte der Gesellschaft“ ist unseres Erachtens mit Vorsicht zu genießen –<br />

wo beginnt <strong>und</strong> wo endet eine so genannten Mitte <strong>und</strong> wie lässt sie sich definieren? Die<br />

Schwierigkeit, Normalität in individualisierten <strong>und</strong> pluralisierten Lebensverhältnissen zu bestimmen,<br />

scheint ebenso auf die Begriffsbestimmung einer „Mitte“ zuzutreffen. Wir verstehen diese<br />

Bezeichnung im Kontext von Thierschs Aussagen als Abgrenzung zu sozial benachteiligten<br />

(von Exklusion betroffenen) Personengruppen.<br />

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