I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />
An diesem Punkt wird auch eine Verknüpfung zu gegenwärtig häufig erhobenen Nachhaltigkeitsforderungen<br />
deutlich, die für eine kritische Auseinandersetzung mit zunehmendem<br />
Konsumverhalten in unserer Gesellschaft plädieren.<br />
Bezug zu theoretischen Konzepten:<br />
Um die Wirkungen <strong>handwerkliche</strong>r Prozesse auf Menschen in einen theoretischen Bezug<br />
zu setzen, stellen wir Bezüge zu den Konzepten Flow <strong>und</strong> Salutogenese dar 33 .<br />
Flow<br />
Anhand obigen Zitats des Töpfers, in welchem er sein Erleben bei der <strong>handwerkliche</strong>n<br />
<strong>Arbeit</strong> beschreibt, kann der von dem Psychologen M. Csikszentmihalyi geprägte Begriff<br />
des Flow gut verdeutlicht werden. Bei seiner jahrelangen Forschung über positive Aspekte<br />
menschlicher Erfahrung kommt er zu der Erkenntnis, dass Freude, Kreativität<br />
<strong>und</strong> der Prozess vollständigen Einssein mit dem Leben (Flow) Menschen zu einer besseren<br />
Lebensqualität (<strong>und</strong> zu mehr Glück) verhelfen können (vgl. Csikszentmihalyi<br />
2005, S. 11). Laut seiner Forschung sind Momente eines solchen stärkenden Einsseins<br />
davon geprägt, dass „Körper <strong>und</strong> Seele eines Menschen bis an die Grenzen angespannt<br />
sind, in dem freiwilligen Bemühen, etwas Schwieriges <strong>und</strong> etwas Wertvolles<br />
zu erreichen“ (Csikszentmihalyi 2005, S.16). Mensch <strong>und</strong> Tätigkeit „verschmelzen“ in<br />
diesen Momenten miteinander, die Tätigkeit geschieht um ihrer selbst willen.<br />
Die Betonung liegt für ihn dabei auf einer aktiven Handlung, in der Menschen sich<br />
selbst im Tun, sich selbst tätig erfahren, vielleicht an ihre Grenzen kommen <strong>und</strong> erfahren,<br />
dass sie diese Herausforderung bewältigen können. Dabei ist ein entscheidender<br />
Punkt, die Kontrolle über das Tun zu haben, selbst zu steuern <strong>und</strong> aktiv beteiligt zu<br />
sein.<br />
Solche Erfahrungen – das können Erfahrungen im Sport, bei der <strong>Arbeit</strong>, letztlich bei jeder<br />
Tätigkeit sein – können unter Umständen auch sehr schmerzhaft <strong>und</strong> anstrengend<br />
sein, insbesondere wenn Menschen an eigene Grenzen gehen. Dennoch ist diese Anstrengung<br />
lohnend, denn sie vermittelt ein Gespür für die eigene Selbstwirksamkeit 34 .<br />
Neben den herausfordernden Elementen von flow-Erlebnissen sind unseres Erachtens<br />
jedoch auch Routinen <strong>und</strong> bekannte, vertraute Abläufe wichtig <strong>und</strong> stärkend. Sie können<br />
Sicherheit über das eigene Handeln geben <strong>und</strong> bilden häufig auch die Gr<strong>und</strong>lage<br />
dafür, dass die Bewältigung von Herausforderungen erst möglich wird. Handwerkliche<br />
33 Wir sehen durchaus auch Bezüge zu weiteren theoretischen Wissensbeständen, z. B. der<br />
Ergotherapie, der Design- <strong>und</strong> Kunsttherapie oder der Gehirnforschung, eine Auseinandersetzung<br />
mit allen würde aber zu weit führen.<br />
34 Den Begriff der Selbstwirksamkeit hat u. a. der Lernpsychologe Albert Bandura geprägt. Er<br />
meint damit die gr<strong>und</strong>legende Lernerfahrung, dass das eigene Tun Wirkung zeigt, dass Einflussnahme<br />
<strong>und</strong> Gestaltung der Umwelt <strong>und</strong> der Beziehungen durch eigenes Handeln geschieht.<br />
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