I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />
<strong>Arbeit</strong>sweise kann aus unserer Sicht eine gute Mischung aus Routine-Handlungen <strong>und</strong><br />
Experimentier-Möglichkeiten bieten.<br />
Der Töpfer ist eins mit seiner Tätigkeit, <strong>und</strong> er ist zufrieden. Glück <strong>und</strong> Zufriedenheit,<br />
das durch eigenes Tun entsteht, stärkt Menschen in ihrer Persönlichkeit, wirkt motivierend<br />
<strong>und</strong> macht ein Gefühl der Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns erfahrbar.<br />
Anhand nachfolgenden Beispiels eines Druck- <strong>und</strong> Buchbindeprojektes (initiiert <strong>und</strong><br />
durchgeführt von mir selbst (K.H.)) im Mädchentreff Tübingen kann dies noch etwas<br />
plastischer werden:<br />
Zu Beginn des Projektes wurden gemeinsam eigene Bezugspapiere bedruckt, die später<br />
dann für den Bucheinband verwendet werden sollten. Zunächst waren die Mädchen<br />
vor allem recht ungeduldig <strong>und</strong> konnten sich nicht vorstellen, wie aus den Rohmaterialien<br />
(Farbe, Papier, Pappe, Leim, Faden, Werkzeuge…) ein fertiges Buch entstehen<br />
sollte. Gleichzeitig motivierte ein mitgebrachtes Beispiel aber auch, sich an die <strong>Arbeit</strong><br />
zu machen. Die einzelnen Schritte des Buchbindens, die teilweise eine hohe Konzentration,<br />
exaktes <strong>Arbeit</strong>en <strong>und</strong> vor allem Durchhalten erfordern, glichen bei fast allen<br />
Mädchen einer Berg- <strong>und</strong> Talfahrt. Von Momenten, die „beflügelten“, weil ein <strong>Arbeit</strong>sschritt<br />
am gelingen war (z. B. das Entstehen eines tollen Musters mit leuchtenden Farben<br />
beim Papier-Drucken), über verzweifelte Momente, wenn etwas nicht klappen wollte<br />
(z. B. wenn sich Leim überall befand, nur nicht da, wo er sollte) war alles dabei –<br />
<strong>und</strong> Ermutigung meinerseits oder durch andere Mädchen, die unterstützen konnten,<br />
war ein wichtiges Element in diesem Prozess. Am Ende überwog bei allen Mädchen<br />
der Stolz darüber, „es geschafft zu haben“ <strong>und</strong> am Ende ein Buch in den Händen zu<br />
halten.<br />
Solche Gefühle <strong>und</strong> Erfahrungen können unseres Erachtens nach Ressourcen sein,<br />
die „abgerufen“ <strong>und</strong> adaptiert werden können.<br />
Salutogenese <strong>und</strong> Kohärenz<br />
Ein weiteres Modell, das sich gut eignet, um die Wirkungsweise <strong>handwerkliche</strong>r Prozesse<br />
zu verdeutlichen, ist das der Salutogenese. Dieser Ansatz richtet den Blick (im<br />
Gegensatz zu dem noch immer gängigeren biomedizinischen, pathogenetischen Modell<br />
von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit) auf Faktoren wie Wohlbefinden, Ressourcen <strong>und</strong><br />
Widerstandskräfte von Menschen. Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky geht darin<br />
der Frage nach, was Menschen ges<strong>und</strong> erhält, <strong>und</strong> erarbeitet damit eine Gr<strong>und</strong>lage für<br />
die Ges<strong>und</strong>heitsförderung (hiermit verb<strong>und</strong>en ist das Plädoyer für einen Paradigmenwechsel:<br />
nämlich von einer Defizit- zu einer Ressourcenorientierung zu gelangen).<br />
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