I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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• Erwerb bzw. Fehlen von sozialem Eingeb<strong>und</strong>ensein <strong>und</strong> Rückhalt<br />
Standortbestimmung <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
• die Sehnsucht nach Normalisierung in der Balance (bzw. im Spannungsfeld) von<br />
Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Sozialintegration<br />
(vgl. Böhnisch 2002, S. 203 <strong>und</strong> 1997, S.36) 40 .<br />
Wie Menschen ihr Leben, ihren Alltag bewältigen, was für sie mit subjektivem Sinn belegt<br />
ist, ist stark mit ihrer jeweiligen Lebenslage verknüpft. Lebenslage meint nach<br />
Böhnisch (2002, S. 204) „sozialökonomisch bestimmte Lebensverhältnisse als Ressourcen<br />
individueller Lebensgestaltung“, also die strukturelle Ebene der Lebensbedingungen.<br />
Die Lebenslage gibt also Aufschluss über prinzipiell vorhandene Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Chancen zur Lebensbewältigung <strong>und</strong> Interessenentfaltung. Sie ergibt sich aus der Zusammensetzung<br />
<strong>und</strong> dem Wechselspiel so genannter Handlungsspielräume (differenziert<br />
von Ingeborg Nahnsen, 1975) in den Dimensionen:<br />
• Einkommen <strong>und</strong> Versorgung (Wie ist der Umfang möglicher Versorgung mit Gütern<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen?)<br />
• Kontakt <strong>und</strong> Kooperation (Welche Möglichkeiten zur Pflege sozialer Kontakte <strong>und</strong><br />
dem Zusammenwirken mit anderen bestehen?)<br />
• Lernen <strong>und</strong> Erfahrung (Welcher Art sind die Bedingungen der Sozialisation, wie<br />
werden soziale Normen internalisiert, welche Erfahrungen in der <strong>Arbeit</strong>swelt wurden<br />
gesammelt?)<br />
• Muße <strong>und</strong> Regeneration (Welcher Art sind psycho-physischen Belastungen, die u.<br />
a. entstehen durch <strong>Arbeit</strong>sbedingungen, Wohnmilieu, Umwelt, Existenzunsicherheit<br />
<strong>und</strong> welche Möglichkeiten zur Entlastung sind vorhanden?)<br />
• Disposition <strong>und</strong> Partizipation (Welche Möglichkeiten zur Mitentscheidung bestehen?)<br />
Laut Böhnisch führt die zunehmende Freisetzung der Menschen im arbeitsteiligen Industriekapitalismus<br />
dazu, dass die Menschen selbst mehr <strong>und</strong> mehr verantwortlich<br />
sind, soziale Integration zu bewerkstelligen. Das bedeutet auf der einen Seite Freiheit,<br />
mit ihr ist aber auch die Bedrohung verb<strong>und</strong>en, nicht mithalten zu können. Diese nicht<br />
offenk<strong>und</strong>ige, aber spürbare Ambivalenz erzeugt Stress <strong>und</strong> Bewältigungsdruck, der<br />
40 Böhnisch formuliert in den angegebenen Schriften vornehmlich die subjektiven Risiken, die in<br />
den jeweiligen Dimensionen bestehen („Verlust von…“), weil Bewältigungsverhalten in kritischen,<br />
Stress erzeugenden Lebenssituationen aktiviert wird. Wir haben die Dimensionen um ihre<br />
Umkehrung ins Positive erweitert, um nicht nur krisenbehaftete, sondern auch stärkende,<br />
stabilisierende Faktoren <strong>und</strong> Verhaltensweisen im Blick zu haben.<br />
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