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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Offene Werkstätten – ein Modell für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>?<br />

Es geht dabei nicht darum, <strong>Eigenarbeit</strong> als Alternative zu <strong>Erwerbsarbeit</strong> als Ideal zu stilisieren<br />

oder Erwerbslosigkeit einseitig als Chance darzustellen. Hintergr<strong>und</strong> ist vielmehr,<br />

dass die Akzeptanz einer sozialen Rolle in der Gesellschaft entscheidend ist für<br />

das Selbst- <strong>und</strong> Fremdbild einer Person. Die Akzeptanz der Rolle ist mit dafür verantwortlich,<br />

wie ein Mensch in seiner Lebenslage Probleme bewältigen <strong>und</strong> Lebensperspektiven<br />

gestalten kann (siehe Kap. I 4 5).<br />

Indem alternative Beschäftigungsformen (Ehrenamt <strong>und</strong> <strong>Eigenarbeit</strong>) durch ein Projekt<br />

der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> an einem öffentlichen Ort ermöglicht werden, wird signalisiert, dass<br />

diese Tätigkeiten sozialpolitische Akzeptanz erfahren. Wenn ein Möglichkeitsraum für<br />

alternative, als sinnvoll erlebte Beschäftigungen offen steht, können Menschen neben<br />

einer <strong>Erwerbsarbeit</strong> oder auch für Zeiten von Nichterwerbstätigkeit, in Umbruchs- oder<br />

Übergangsphasen, an einem solchen Ort zu einem gelingenderen Alltag finden. 89<br />

<strong>Arbeit</strong>sgesellschaftlich reflexive <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> umsetzen<br />

Wir wollen, bevor wir die Grenzen <strong>und</strong> Risiken eines solchen Konzeptes betrachten,<br />

den Ansatz am Beispiel der Jugendberufshilfe noch etwas konkreter ausformen. Wir<br />

beziehen uns nochmals auf Thiersch, der schreibt, dass sich Jugendberufshilfemaßnahmen<br />

„angesichts der Realität heutiger Anforderungen des <strong>Arbeit</strong>smarkts <strong>und</strong> heutiger<br />

offener Jugendbiographien“ zunächst an der gegebenen primären Bedeutung des<br />

Normal-<strong>Arbeit</strong>sverhältnisses orientieren sollen. Sie sollen aber auch „eingebettet sein<br />

in die Aufgaben, die sich zwischen klassischen <strong>Arbeit</strong>sverhältnissen <strong>und</strong> Beschäftigungen<br />

ergeben, in Aufgaben einer Lebensbewältigung zwischen Lernen, Umlernen, Neulernen,<br />

zwischen <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Nicht-<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> vielfältigen Formen von Beschäftigung, in<br />

Aufgaben, die sich (…) nur in neuen, gegen harte Traditionen durchzusetzenden Orientierungs-<br />

<strong>und</strong> Zuständigkeitsmuster realisieren lässt“ (2002, S. 43 f).<br />

Berufsorientierungsprojekte, die in Offenen Werkstätten stattfinden, können die Thematik<br />

unsicherer Berufsbiografien aufgreifen, die aktuelle Realität stärker wahrnehmen<br />

<strong>und</strong> traditionelle Orientierungen hinterfragen. Der Vorteil, der sich im Kontext einer „Institution<br />

Offene Werkstatt“ ergibt, ist, dass die Fähigkeiten, die im Rahmen einer Maßnahme<br />

eingeübt werden, in ihrer Ausrichtung nicht vorrangig auf die Integration in den<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt abzielen müssen. Schulprojekte, wie sie in Kempten <strong>und</strong> Wolfen durchgeführt<br />

werden, können als Teil eines ganzheitlichen pädagogischen Bildungsangebotes<br />

gesehen werden, als Hinführen zur Berufsarbeit oder auch zur <strong>Eigenarbeit</strong>. Als allgemeinere<br />

Kompetenzen vermittelt, können die Erfahrungen auch dazu dienen, erwerbsarbeitsfreie<br />

Zeiten persönlich sinnvoll zu gestalten.<br />

89 Mutz et al. kamen in einer Studie im HEi München u. a. zu dem Ergebnis, dass die Bewältigung<br />

von <strong>Erwerbsarbeit</strong>slosigkeit erleichtert werden kann, wenn bereits während einer Zeit der<br />

Erwerbstätigkeit Erfahrungen mit <strong>Eigenarbeit</strong> gesammelt wurden (1997, S.89 f.).<br />

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