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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />

• „kontinuierliche aktive „Produktion“ <strong>und</strong> „Vermarktung der <strong>Arbeit</strong>skraft“<br />

• „temporäre Aufträge, partiell längerfristige Vertrauensbeziehungen zu Auftraggebern“<br />

All dies führt zu einem höheren Leistungs- <strong>und</strong> Erfolgsdruck, zur „Verbetrieblichung der<br />

Lebensführung“ (ebd.) <strong>und</strong> zur stärkeren Konkurrenz der Menschen untereinander.<br />

Sennets Analysen des neuen Kapitalismus schließen sich dieser Zuspitzung an. Er beschreibt<br />

die zunehmende Flüchtigkeit von <strong>Arbeit</strong>sbeziehungen, feste Bindungen an einen<br />

Ort, eine Firma, einen Beruf, ein Produkt scheinen für den Erfolg hemmend zu<br />

sein, daraus resultiert ein Dahintreiben der Menschen, das er „Drift“ nennt (vgl. 1998,<br />

S.15 ff.).<br />

Die bisher dargelegten Veränderungstendenzen der <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft mit all ihren<br />

Problemen können auch als „Übergang als (Dauer-)Zustand“ in der neuen <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft,<br />

interpretiert werden, indem „Unsicherheit unter dem Banner der Flexibilität<br />

zum Prinzip erhoben wird“ (Galuske 2002, S.175). Der ständige Wandel wäre in dem<br />

Fall ein Merkmal der neuen Gegenwart in der riskanten Moderne.<br />

Paradoxes Fazit aus den Beobachtungen ist, dass einerseits mehr Menschen, vor allem<br />

Frauen 19 , erwerbstätig sind, also von einer „Verallgemeinerung der <strong>Erwerbsarbeit</strong><br />

als Königsweg der Integration“ (Galuske 2002, S. 156) gesprochen werden kann, während<br />

gleichzeitig die Summe der geleisteten St<strong>und</strong>en <strong>Erwerbsarbeit</strong> schwand <strong>und</strong> eine<br />

„Erosion von Normalbiografien“ (Berger 2001, S. 73) festzustellen war. Unter den Bedingungen<br />

der flexiblen <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft muss man Abschied nehmen von durch<br />

Stabilität gekennzeichneten Lebensentwürfen, sich auf Diskontinuität einstellen (vgl.<br />

Galuske, S.164), <strong>und</strong> es entsteht eine neue Vielfalt postindustrieller Lebensläufe“ (Berger<br />

2001, S.74). Beck (1999, S. 77) sieht u. a. ein neues Job-Nomadentum voraus,<br />

Engler (2005, S. 63) stellt fest: „Die physische Belastung sank, die psychische Belastung<br />

stieg“. Nur mit hohen Kompetenzen im Bereich des Selbst-Managements sind<br />

diese Anforderungen zu bewältigen. Die zwei Seiten der Zweiten Moderne, Chance<br />

bzw. Freiheit <strong>und</strong> Risiko, werden deutlich sichtbar.<br />

Um es nochmals in eine sozialarbeiterische Perspektive zu wenden:<br />

In einer <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft zu leben, bedeutet also für die Subjekte, eine eigene innere<br />

Orientierung auf <strong>Erwerbsarbeit</strong> zu entwickeln <strong>und</strong>, gemäß dem Leistungsprinzip, An-<br />

19 Die Erwerbsneigung bei Frauen steigt nach wie vor an <strong>und</strong> wird auch staatlich unterstützt <strong>und</strong><br />

angekurbelt mithilfe von mehr <strong>und</strong> besseren Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Daraus kann man<br />

schließen, dass Zentrierung auf <strong>Erwerbsarbeit</strong> von der ehemals männlichen Norm nach <strong>und</strong><br />

nach auch zur weiblichen Norm wird. Entscheidendes Kriterium hierbei ist die nach wie vor allein<br />

an <strong>Erwerbsarbeit</strong> geknüpfte finanzielle <strong>und</strong> soziale Absicherung, die Frauen immer öfter für<br />

sich unabhängig von einem Ehemann erarbeiten wollen oder müssen.<br />

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