I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Das Kempodium e. V. – Allgäuer Zentrum für Eigenversorgung<br />
„Nutzer-Karten“ ein Feedback zu bekommen. Allerdings würden diese nicht allzu häufig<br />
ausgefüllt. Qualitätssicherung ist somit Bestandteil des Alltagsablaufes, es klingt aber<br />
heraus, dass die Bereitschaft zur Rückmeldung seitens der BesucherInnen stark variiert.<br />
Herr Slavicek berichtete, einen Handlungsleitfaden für die MitarbeiterInnen oder Ähnliches<br />
gäbe es nicht, als Leitlinie im Haus lebe aber der Gr<strong>und</strong>satz, dass „Leute, die hier<br />
was tun, (…) lernen oder erkennen können, was sie alles können“ (MS 372). Gleichzeitig<br />
sollen sie „das sozusagen aber auch von Gr<strong>und</strong> auf machen“ (MS 374). Dieser<br />
Gr<strong>und</strong>satz schlägt sich u. a. auch in der Kursplanung nieder. Herr Slavicek berichtete<br />
von einem Beispiel, das die Umsetzung der Ziele auf praktischer Ebene verdeutlicht:<br />
„Also was ich versuch zu vermeiden, dass es z. B. Kurse gibt, wo man ne Art Bausatz<br />
vorlegt <strong>und</strong> die Leute dann nur noch nach Zahlen irgendwas zusammensetzen <strong>und</strong><br />
dann links <strong>und</strong> rechts ne Schraube eindrehen“ (MS 374-377). Darüber gebe es immer<br />
wieder Diskussionen – z. B. mit KursleiterInnen, die als Honorarkräfte neu einsteigen.<br />
Im aktuellen Kursangebot gebe es einen Kurs „Bau von Vogelhäuschen“. Herr Slavicek<br />
sei davon ausgegangen, der Anleiter fertige das „vom Brett bis zum fertigen Teil“ (MS<br />
380) mit den TeilnehmerInnen, dieser jedoch hatte geplant, die Werkstoffe vorab schon<br />
so vorzubereiten <strong>und</strong> zuzuschneiden, dass der Kurs mit 12 TeilnehmerInnen hätte<br />
stattfinden können. Dies sei aber laut Herrn Slavicek gerade „nicht Sinn <strong>und</strong> Zweck des<br />
Hauses“ (MS 389). Die Menschen sollten „alles ein bisschen mitkriegen <strong>und</strong> ihre Fähigkeiten<br />
ausprobieren können, also wirklich auch zu sägen <strong>und</strong> (…) nicht nur einen<br />
Bausatz kriegen“ (MS 383-385). Das habe allerdings zur Konsequenz gehabt, dass der<br />
Kurs nur mit fünf Personen geplant wurde „weil die ja dann auch alle an die Säge müssen<br />
<strong>und</strong> nicht quasi des schon zugesägt (…) auf die Werkbank gelegt bekommen.“<br />
(MS 393-394).<br />
An solchen Punkten zeigt sich das Spannungsfeld zwischen ideellen <strong>und</strong> finanziellen<br />
Zielen. Denn als aktuell vordergründigstes Ziel im Kempodium bezeichnet Herr Slavicek,<br />
wie schon im Portrait formuliert, die Finanzierung auf mittelfristige Sicht hin: Das<br />
„steht momentan sehr stark im Vordergr<strong>und</strong> gegenüber anderen, vielleicht auch gegenüber<br />
den ideellen Zielen“ (MS 300-301). Die Herausforderung, den finanziellen Zielen<br />
gerecht zu werden, welche die Basis für die übergeordneten Ziele bilden, nimmt<br />
viel Raum in Anspruch. Diese beiden Ziele konkurrieren häufig miteinander <strong>und</strong> erfordern<br />
ein Ringen – wie an oben beschriebenem Beispiel deutlich wird, denn je kleiner<br />
die Anzahl der KursteilnehmerInnen, desto weniger finanzieller Spielraum ergibt sich<br />
für das Haus. Herr Slavicek bezeichnet das als „immer ne gewisse Gratwanderung“<br />
(MS 398). Diese wirke sich auch auf den sozialen Aspekt im Kempodium aus. Denn ein<br />
weiteres Ziel ist – wie auch im Leitbild formuliert, „dass es jeder machen könnte oder<br />
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