I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Das Kreativzentrum Wolfen-Nord<br />
markt gegangen <strong>und</strong> haben gekauft. Also von <strong>Eigenarbeit</strong> wollten die überhaupt nichts<br />
wissen. (…) Die ham gesagt: ‚Selbst gebaut hab ich jetzt 40 Jahre lang. Ich möchte<br />
jetzt mal etwas anderes’“ (L 658-665). Die Schwierigkeiten waren so massiv, dass: „wir<br />
nach dem dritten Jahr schon tot gesagt [waren]. Weil das mit der <strong>Eigenarbeit</strong> nicht geklappt<br />
hat <strong>und</strong> alles drum <strong>und</strong> dran. Auch München hat dann gesagt: ,Och nö also, so<br />
richtig ist das eigentlich nicht’“(L 850-853). Die anstiftung zog sich nach einigen Jahren<br />
allmählich aus der Beratung zurück <strong>und</strong> die Finanzierung der Honorarkräfte wurde eingestellt.<br />
Die Einrichtung der Werkstätten überließ man dem Verein zur weiteren Verfügung.<br />
Der Kontakt zur anstiftung erfolgt seitdem lose über das von der anstiftung gegründete<br />
<strong>und</strong> koordinierte „Netzwerk <strong>Eigenarbeit</strong>“ 48 .<br />
Der Rückzug der anstiftung <strong>und</strong> die Krise, in der der Verein damals steckte, weckten<br />
offensichtlich den Stolz auf das, was in den Augen der Vereinsmitglieder bereits geleistet<br />
worden war, <strong>und</strong> setzten die nötigen Energien frei, um das Angebot so umzugestalten,<br />
dass es heute im Stadtteil angenommen wird. „Das war wahrscheinlich (…) wirklich<br />
der Ehrgeiz: warum sollen wir das jetzt zumachen!? Wir haben das jetzt alles so<br />
schön aufgebaut, irgendwas muss uns einfallen, wie wir das anders machen“ (L 859-<br />
865).<br />
Damals ging die alleinige Projektverantwortung auf den Verein über, der seitdem das<br />
Angebot gestaltet <strong>und</strong> weiterentwickelt hat. Während der ganzen Jahre gab es immer<br />
durch das <strong>Arbeit</strong>samt, heute durch die ARGE, geförderte Stellen bzw. 1-€-Jobs (AGH<br />
nach §16 (3) SGB II). Die Förderdauer setzte der Beschäftigung einzelner Personen<br />
immer wieder ein Ende <strong>und</strong> machte es erforderlich, andere Personen zu beschäftigen.<br />
Besonders in der Aufbauphase wirkte sich die hohe Fluktuation <strong>und</strong> die geringe Identifikation<br />
der MitarbeiterInnen nachteilig für das Projekt aus (vgl. Müller 2003, S.1). Heute<br />
gibt es einen stabilen Kern an MitarbeiterInnen, die Schlüsselfigur ist aber Frau Kiontke,<br />
sie bildet einen „Fixpunkt“ im Alltag des Kreativzentrums.<br />
Die Not der hohen Fluktuation der MitarbeiterInnen gereicht dem Kreativzentrum heute<br />
zur Tugend: einer AGH folgt in der Regel erneut die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> „die jetzt hier<br />
drin ehrenamtlich arbeiten, die ham entweder als 1-€-Job hier drin gearbeitet oder sie<br />
waren früher mal in der ABM-Maßnahme“ (L 135-137). Sie kommen einfach weiterhin.<br />
So entpuppt sich die vom JobCenter vermittelte <strong>Arbeit</strong>sgelegenheit als Mittel zur Mobilisierung<br />
<strong>und</strong> Gewinnung von Ehrenamtlichen.<br />
Heute arbeiten im Kreativzentrum fünfzehn ehrenamtliche MitarbeiterInnen (Frau Kiontke<br />
eingeschlossen), von denen sechs täglich kommen, die anderen bei Bedarf. Da-<br />
48<br />
Ziel dieses Netzwerks ist die Kommunikation <strong>und</strong> der Kontakt unter den verschiedenen Projekten<br />
<strong>und</strong> Initiativen für <strong>Eigenarbeit</strong>.<br />
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