I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />
Anpassungsfähigkeit, <strong>und</strong> Geschwindigkeit beim Entwerfen <strong>und</strong> Produzieren von Neuheiten“<br />
(Gorz 1999, S.41), sie erforderte es sogar, gezielt durch neue Moden die Kurzlebigkeit<br />
von Produkten noch zu erhöhen, um die Absatzfähigkeit der Waren zu erhalten<br />
bzw. zu steigern. Ein „Rezept“ zur Steigerung der Gewinne durch Steigerung der<br />
Produktivität hatten die Japaner in der Autoproduktion bei Toyota entwickelt. Das zunächst<br />
unter dem Namen Toyotismus exportierte Fertigungs- <strong>und</strong> Managementsystem<br />
basierte im Vergleich zum Fordismus auf revolutionär gegensätzlichen Annahmen. Das<br />
Zitat eines japanischen Managers bringt es auf den Punkt: „Für die Amerikaner gibt es<br />
die, die denken, <strong>und</strong> die, die arbeiten. Bei uns sind die, die arbeiten, selbst diejenigen,<br />
die denken, <strong>und</strong> so benötigen wir nur den halben Personalstand (Gorz 1999, S.44). Im<br />
Gegensatz zur pyramidenförmigen Hierarchie setzte das Manage$ment auf Teamwork<br />
<strong>und</strong> Selbstverwaltung des Produktionsablaufs, also auf mehr Verantwortung auf Seiten<br />
der <strong>Arbeit</strong>er. Erklärtes Ziel war auch die stetige Verbesserung der Produkte <strong>und</strong> des<br />
Prozesses durch Ausschöpfung des Wissens <strong>und</strong> Könnens der <strong>Arbeit</strong>er (kai-zen Methode).<br />
Weiteres Merkmal des Toyotismus ist die „schlanke“ Produktion, die durch<br />
sparsamen Ressourcenverbrauch, geringe Lagerbestände <strong>und</strong> die Produktion „just in<br />
time“, die Fixkosten senkt.<br />
Dadurch, dass die Unternehmen zunehmend in internationale Konkurrenz traten, die<br />
Warenmärkte immer mehr weltumspannenden Charakter annahmen, steigerte sich der<br />
Wettbewerb um die größtmögliche Produktivität wie von selbst <strong>und</strong> es setzte ein Umstrukturierungsprozess<br />
in den Wirtschaftsunternehmen ein, der in eine Produktionsweise<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftskultur mündete, die seit Mitte der 1980er Jahre unter dem Namen<br />
Postfordismus gefasst wird.<br />
Die Umgestaltung kam einem Paradigmenwechsel gleich, sie verlief nicht gleichförmig<br />
oder gleichzeitig, wir beschreiben einen Prozess, der über die letzten 30 Jahre die industrialisierte<br />
Welt mehr <strong>und</strong> mehr veränderte <strong>und</strong> der im Laufe dieser Zeit an Breite<br />
<strong>und</strong> Tiefe gewonnen hat. Auf einzelne Branchen oder Regionen einzugehen, ist in diesem<br />
Rahmen nicht möglich, wir beschränken uns hier auf eine Darstellung der allgemeinen<br />
Phänomene der postfordistischen Modernisierung der <strong>Arbeit</strong>sgesellschaft.<br />
Veränderte Organisation der <strong>Arbeit</strong><br />
Zentrales Element der Umgestaltung ist die Flexibilisierung, die es den Unternehmen<br />
erlauben soll, auf die Wechselhaftigkeit des Marktes möglichst rasch zu reagieren. In<br />
den 1980er Jahren setzte eine verstärkte Deregulierung in der Sozial- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smarktpolitik<br />
ein, die zur Folge hatte, dass sich eine Reihe von diskontinuierlichen, befristeten<br />
oder Teilzeitbeschäftigungsformen entwickeln konnte (vgl. Berger 2001, S.<br />
70). Auch Leiharbeit spielt in den letzten 15 Jahren eine immer größere Rolle (vgl. Ga-<br />
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