I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit
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Standortbestimmung <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
<strong>und</strong> verweist damit bereits auf ihre gesellschaftliche Funktion (vgl. Thiersch/ Grunwald/<br />
Köngeter 2002).<br />
Die normative Bestimmung der Ziele von <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> nach den von der IFWS formulierten<br />
ethischen Prinzipien findet sich demnach klar im Konzept der Lebensweltorientierten<br />
<strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> wieder. Wir fassen die Ziele zur Übersicht nochmals zusammen:<br />
• Stärkung der Emanzipation <strong>und</strong> Demokratisierung.<br />
• Auf der Mikroebene: Gelingenderer Alltag der Individuen<br />
• Auf der Makroebene: Stärkung der sozialen Gerechtigkeit in der Gesellschaft<br />
4.2.2 Aufgaben in der Gesellschaft<br />
Die Theorie der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> verhandelt „die Frage nach der intermediären Funktion<br />
der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> innerhalb des Sozialstaats, nach dem Nebeneinander von <strong>Soziale</strong>r<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> sozialpolitischen <strong>und</strong> sozialen Dienstleistungen“ (Füssenhäuser/Thiersch<br />
2001, S. 1883).<br />
Zur allgemeinen Funktion <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> in der Gesellschaft schreiben Thiersch/<br />
Grunwald/ Köngeter (2002: „<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> ist ein Moment der modernen Sozialpolitik,<br />
wie es sich aus den Brüchen des modernen Industriekapitalismus <strong>und</strong> den damit einhergehenden<br />
Brüchen <strong>und</strong> Verwerfungen in den Lebensmustern entwickelt als ein Aspekt<br />
in dem kühnen neuzeitlichen Projekt, Gerechtigkeit als soziale Gerechtigkeit zu<br />
realisieren.“ Mit anderen Worten: <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> ist ein Instrument des Sozialstaates<br />
zur Eindämmung der Probleme, die sich aus dem kapitalistischen System ergeben.<br />
In Bezug auf die Aufgaben der Praxis schreiben Thiersch/ Füssenhäuser (2001, S.<br />
1877): <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> „als Profession ist (…) geb<strong>und</strong>en an Aufgaben der Praxis, an die<br />
Lebensbewältigungsaufgaben der Individuen in der heutigen gesellschaftlichen Realität,<br />
gefragt bei der Unterstützung, Beratung <strong>und</strong> Klärung von Lebensgestaltungsaufgaben<br />
<strong>und</strong> der Inszenierung veränderter <strong>Soziale</strong>r Realität.“<br />
Dazu braucht es eine Bestimmung <strong>und</strong> Klärung der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> in einer Theorie der<br />
Gesellschaft. Thiersch zieht als Basis die Gesellschaftsanalysen von Ulrich Beck heran,<br />
der unter der Überschrift „Risikogesellschaft“ (vgl. Beck 1986) die Individualisierung<br />
<strong>und</strong> Pluralisierung von Lebensverhältnissen <strong>und</strong> die Erosion tradierter Lebensmuster<br />
konstatierte. Seine Sichtweise wurde bereits in Kap. I 1 in Bezug auf die Veränderungen<br />
im Bereich der <strong>Erwerbsarbeit</strong> dargestellt. Thiersch/ Grunwald/ Köngeter (2002, S.<br />
166) stellen fest, dass „die lebensweltlichen Verhältnisse in der Krise stecken.“(…) Das<br />
Konzept lebensweltorientierter <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> ist insofern die Antwort auf die gegenwärtig<br />
spezifischen gesellschaftlichen Brüche <strong>und</strong> Spannungen in der Lebenswelt.“<br />
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