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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Die vergesellschaftende Kraft der <strong>Arbeit</strong><br />

Philosoph Frithjof Bergmann <strong>und</strong> teilen diese Ansicht <strong>und</strong> stoßen deshalb, unterschiedlich<br />

akzentuiert, die Diskussion um ein neues Entsprechungsverhältnis unterschiedlicher<br />

Tätigkeitsformen <strong>und</strong> eine andere Form der materiellen Absicherung 16 <strong>und</strong> sozialen<br />

Integration an. Auch der Philosoph André Gorz (2000) entwirft eine Utopie in dieser<br />

Richtung <strong>und</strong> der Soziologe Ulrich Beck legt ein „Modell Bürgerarbeit“ vor. Diese visionären<br />

Entwürfe für die Zukunft sehen ein großes Beschäftigungspotenzial im so genannten<br />

Dritten Sektor, also in gemeinnützigen Tätigkeiten, im Bereich der Freiwilligenarbeit,<br />

im Bereich des Non-Profit. Allen gemeinsam ist auch die Intention, der<br />

„Wachstumsorientierung die Spitze [zu] brechen“ um es mit Ulrich Beck (1999, S. 128)<br />

zu formulieren <strong>und</strong> alle zielen im Großen <strong>und</strong> Ganzen darauf, auf der Basis von materieller<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung <strong>und</strong> Partizipation am <strong>Arbeit</strong>smarkt <strong>Erwerbsarbeit</strong>, Bürgerarbeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Eigenarbeit</strong> neu <strong>und</strong> enthierarchisiert zueinander in Beziehung zu setzen (vgl. Böllert,<br />

S.1289). <strong>Eigenarbeit</strong> bzw. Eigenproduktion oder auch Eigenleistung hat dabei in<br />

allen Konzepten einen Platz, <strong>und</strong> alle zielen auch in unterschiedlicher Form auf die<br />

Möglichkeit des/r Einzelnen sich in bestimmten Bereichen der <strong>Arbeit</strong> kreativ entfalten<br />

<strong>und</strong> entwickeln zu können <strong>und</strong> gleichzeitig demokratische Partizipation zu stärken. Dabei<br />

sind Bürgerarbeit <strong>und</strong> <strong>Eigenarbeit</strong> keine einheitlich gebrauchten Begriffe, <strong>und</strong> es<br />

werden jeweils unterschiedliche Tätigkeiten bzw. strukturelle Rahmenbedingungen<br />

vorgeschlagen, sofern die Visionen überhaupt so detailliert ausgearbeitet sind. Die Betrachtung<br />

von Bürgerarbeit würde ein eigenes Thema darstellen 17 , mit den Unschärfen<br />

des Begriffes <strong>Eigenarbeit</strong> setzen wir uns im nächsten Kapitel auseinander.<br />

Es gab in der Vergangenheit immer auch andere Stimmen, die zwar eine Krise der <strong>Erwerbsarbeit</strong><br />

sahen, jedoch nicht deren Ende. An den Leitbildern der ersten Moderne<br />

wird festgehalten <strong>und</strong> die Anpassung der Menschen an die veränderten Markt- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />

als Ausweg aus der Krise proklamiert. Kocka schrieb 2001 (S. 7):<br />

„Die massive Vernichtung herkömmlicher <strong>Arbeit</strong>splätze durch technologischen Wandel<br />

hat von Anfang an zur Industrialisierung gehört. (…) Doch immer wieder wurde die<br />

Vernichtung konkurrenzunfähiger <strong>Arbeit</strong>splätze durch die Entstehung von noch mehr<br />

neuen <strong>Arbeit</strong>splätzen kompensiert. (…) Wirtschaftshistoriker bezweifeln, dass dieser<br />

mehr als 200 Jahre lang funktionierende Regelungsmechanismus heute zu Ende gekommen<br />

ist.“<br />

16 Hier geht es um die unterschiedlichen Entwürfe zur Bereitstellung eines Gr<strong>und</strong>einkommens,<br />

die im Rahmen dieser <strong>Arbeit</strong> nicht erörtert werden können.<br />

17 Einen guten, knappen Überblick über die unterschiedlichen Modelle der Bürgerarbeit gibt Galuske<br />

2002, S.257 ff. Dabei müssten solche Modelle aus unserer Sicht immer auch aus dem<br />

Blickwinkel der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> begutachtet werden. Welche Position, Funktion, Aufgabe hätte<br />

die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> in einer Gesellschaft, in der Jedermann <strong>und</strong> Jedefrau sich in irgendeiner Weise<br />

bürgerschaftlich betätigt?<br />

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