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I Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, handwerkliche Arbeit und Soziale Arbeit

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Handwerkliche <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />

Zwar konnten wir kaum Literatur finden, die sich explizit mit den Wirkungen <strong>handwerkliche</strong>n<br />

Tuns auf theoretischer Ebene beschäftigt, wohl aber gibt es bereits eine lange<br />

Tradition des Handwerks als Medium in der Pädagogik. Einige Beispiele sind im Folgenden<br />

knapp umrissen, die in unseren theoretischen Überlegungen gewonnenen Überzeugungen<br />

finden sich in den Konzepten wieder.<br />

Schule <strong>und</strong> Bildung:<br />

In der Bildungsdebatte tauchen im Zusammenhang mit der Forderung nach ganzheitlichem<br />

Lernen immer wieder Überlegungen auf, die mit Begriffen wie „praktisches Lernen“<br />

(Flitner 2001, S. 93 f.) oder „Handlungsorientierung“ (Stöckle 1993, S. 450 f.) benannt<br />

werden.<br />

Wichtige Traditionslinien waren dabei das von Pestalozzi formulierte Postulat vom<br />

„Lernen mit Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand“ sowie die reformpädagogische Bewegung Anfang<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Dort tauchte <strong>handwerkliche</strong>s <strong>Arbeit</strong>en als pädagogisches Medium<br />

in verschiedenen Schulkonzepten auf. Dabei wurde <strong>handwerkliche</strong>r Unterricht zum<br />

einen als Ausgleich zum Übergewicht an theoretischen Fächern gefordert. „<strong>Arbeit</strong>“<br />

wurde in der reformpädagogischen Diskussion zudem als eine elementare Dimension<br />

des Lebens erachtet, so dass Auseinandersetzung mit <strong>Arbeit</strong>svorgängen schon in der<br />

Schule gelernt werden sollte (vgl. Flitner 2001, S. 77).<br />

In Kerschensteiners Idee der <strong>Arbeit</strong>sschule wurde handwerklich-praktisches <strong>Arbeit</strong>en<br />

zu einem Kerninhalt des Bildungskonzeptes. Er sah darin die Möglichkeit, Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen durch praktisches Tun staatsbürgerliche <strong>und</strong> moralische Erziehung zu<br />

vermitteln. Zum einen begründete er dieses Medium damit, dass Zugang <strong>und</strong> Motivation<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche über Handarbeit <strong>und</strong> das Herstellen selbst gefertigter<br />

Werkstücke, also das Tun in wirklichkeitsnahen Zusammenhängen, erleichtert würde<br />

(vgl. Flitner 2001, S. 82). Wirksam tätig sein können habe für Kinder eine Bedeutung,<br />

die sich aus den Anforderungen im Leben ergibt. Außerdem lägen die Qualitätsanforderungen<br />

im Werkstück selbst (<strong>und</strong> seiner Funktionalität) begründet – die <strong>Arbeit</strong> produziere<br />

insofern ihre Beurteilung selbst mit (vgl. ebd. S. 83). Zum anderen sah er im<br />

gemeinsamen schulischen <strong>Arbeit</strong>en in einem Projekt oder an einem Werkstück eine<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Förderung sozialen Handelns <strong>und</strong> im weiteren Sinne der Einübung<br />

„bürgerliche[r] Tugenden“: „ (…) das Einüben in die Tugenden der <strong>Arbeit</strong> im Zusammenhang<br />

des sozialen (…) Bewusstseins; die Erfahrung eines jeden: Ich arbeite nicht<br />

nur für mich selbst, sondern auch für die anderen.“ (ebd., S. 85). Dabei ging er von der<br />

<strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft als Kernstück des Soziallebens <strong>und</strong> der Kooperation aus (vgl.<br />

ebd. S. 84).<br />

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