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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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In China wurde nur das vertikale Strukturmerkmal zur Regelung <strong>der</strong> Beziehungen<br />

benutzt. Korea hat diese Art <strong>der</strong> Staatsgestaltung während <strong>der</strong> Vi-Dynastie<br />

übernommen und in vielerlei Hin<strong>sich</strong>t bis heute beibehalten. In einer fast ein­<br />

dimensionalen Gesellschaft mit Betonung <strong>der</strong> Über- und Unterordnung und einem<br />

fehlenden Bewußtsein o<strong>der</strong> Bedarf für ein zu regelndes Nebeneinan<strong>der</strong> und auch<br />

Gegeneinan<strong>der</strong> von prinzipiell Gleichen, hat die Idee des Pluralismus kaum eine<br />

Chance.<br />

Der Pluralismus erkennt die Existenz mehrerer prinzipiell gleichrangiger politi­<br />

scher Kräfte an, ist also Voraussetzung für ein Mehrparteiensystem und für das<br />

friedliche Agieren verschiedener Interessenverbände, wie z. B. Unternehmens­<br />

organisationen und Gewerkschaften. Für Konfuzianer ist die Konkurrenz zwi­<br />

schen gleichrangigen Kräften nicht wünschenswert. <strong>Dem</strong>okratie westlicher Prä­<br />

gung läßt <strong>sich</strong> mit konfuzianischen Ordnungsvorstellungen nicht leicht verbinden.<br />

In <strong>der</strong> vertikalen Ausrichtung gesellschaftlicher und staatlicher Beziehungen liegt<br />

m. E. <strong>der</strong> Grund, warum <strong>sich</strong> in Korea z. B. Gilden, Zünfte o<strong>der</strong> Kammern nicht ­<br />

wie wir es kennen - entwickeln konnten. Selbst wenn <strong>sich</strong> Gilden gründeten,<br />

wurden sie alsbald von <strong>der</strong> Regierung vereinnahmt und in das hierarchische<br />

System eingebaut. Gewiß, heute gibt es in Südkorea mehrere Parteien und auch<br />

Gewerkschaften sind - in Grenzen - zugelassen. Auch gibt es Kammern und<br />

Verbände - und doch sind diese Einrichtungen mit denen im Westen nur bedingt<br />

vergleichbar.<br />

Ganz in das konfuzianische Konzept von Gesellschaftsordnung paßt die Mah­<br />

nung, Streit zu vermeiden und Harmonie anzustreben. Bei vertikaler nicht plurali­<br />

stischer Gesellschaftsstruktur mit einem Machtzentrum kann es konsequenter­<br />

weise nur eine "Wahrheit", eine gültige Sicht <strong>der</strong> Dinge geben. Es ist daher eine<br />

Tugend, <strong>sich</strong> mit <strong>der</strong> "höheren Ein<strong>sich</strong>t" in Einklang zu bringen. Nicht Wi<strong>der</strong>­<br />

spruch, Diskussion, Meinungsstreit prägen die Kultur, son<strong>der</strong>n loyale Anpassung,<br />

Gehorsamkeit und das Ausbalancieren von Streitpunkten sind gefor<strong>der</strong>t. So ist es<br />

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