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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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Utilitaristische aus den Inhalten, die bildend sein sollten, aus. Als Bildung wurde<br />

nur allgemeine Bildung, die die Kräfte des <strong>Mensch</strong>en stärkt, akzeptiert. Alles<br />

an<strong>der</strong>e war nicht Bildung (Humboldt 1964, S. 77):<br />

"Was das Bedürfnis des Lebens o<strong>der</strong> eines einzelnen seiner Gewerbe<br />

erheischt, muß abgeson<strong>der</strong>t und nach vollendetem allgemeinen Unter­<br />

richt erworben werden. Wird beides vermischt, so wird die Bildung<br />

unrein, und man erhält we<strong>der</strong> vollständige <strong>Mensch</strong>en noch vollständige<br />

Bürger einzelner Klassen. Denn beide Bildungen - die allgemeine und<br />

die spezielle - werden durch verschiedene Grundsätze geleitet. Durch<br />

die allgemeine sollen die Kräfte, d. h. <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> selbst gestärkt,<br />

geläutert und geregelt werden; durch die spezielle soll er nur Fertig­<br />

keiten zur Anwendung erhalten. "<br />

Die Inferiorisierung beruflicher Tätigkeiten, körperlicher Arbeit und <strong>der</strong> Nützlich­<br />

keitserwägung von Qualifikationsprozessen teilen Konfuzius und v. Humboldt.<br />

Auch die Idealisierung <strong>der</strong> Vergangenheit ist beiden zu eigen. Bei dem einen ist<br />

es das geschichtlich ferne, nur durch Schleier erkennbare frühe sittlich geordnet<br />

behauptete chinesische Reich <strong>der</strong> Dschou-Dynastie und bei dem an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> als<br />

ideal gedachte antike griechisch-römische Kulturkreis. Schließlich ist beiden<br />

Philosophen auch <strong>der</strong> starke Bezug zum Buchwissen gemeinsam.<br />

Und doch sind die Ziele von Konfuzius und v. Humboldt gänzlich verschieden. v.<br />

Humboldt dachte an die sittliche, allseits gebildete, autonome Persönlichkeit und<br />

an die Vervollkommnung des Individuums.<br />

Konfuzius ging es auch um ein Höchstmaß an Sittlichkeit, aber diese sollte<br />

einhergehen mit <strong>der</strong> disziplinierten Ein- und Unterordnung in eine hierarchisch<br />

geglie<strong>der</strong>te Gesellschaft. Nicht das Individuum son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Funktionsträger war<br />

das Ziel. Nicht die Autonomie des <strong>Mensch</strong>en son<strong>der</strong>n dessen harmonische<br />

Beziehung zur Gesellschaft, zur Natur und zum Himmel war erstrebenswert.<br />

Bis heute beschäftigt die lehre von Konfuzius chinesische Intellektuelle. So<br />

fragen sie <strong>sich</strong> (Kubin 1990, S. 80):<br />

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