06.08.2013 Aufrufe

Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sind neutral gegenüber den Individuen (v. Krockow 1974, S. 42 ff.). Nun kommt<br />

es in <strong>der</strong> gesellschaftlichen Realität kaum vor, daß Statuszuweisungen aus­<br />

schließlich nach einem Kriterium vorgenommen werden. Es kommen in <strong>der</strong> Regel<br />

Mischungen aus zwei o<strong>der</strong> mehr Faktoren zur Anwendung. "Bildungsmeritokratie"<br />

deutet demnach an, daß die betreffende Gesellschaft den Bildungsstand, die<br />

Bildungsanstrengung, in <strong>der</strong> Regel ablesbar an <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> formalen Bildungs­<br />

abschlüsse, als Auswahlkriterium für die Zuweisung des Status in Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Verwaltung bevorzugt verwendet.<br />

Bildungsabschlüsse haben in diesen Gesellschaften für den einzelnen einen<br />

kaum zu überschätzenden Wert. Die Erfolgsaus<strong>sich</strong>ten, Zugang zu hohen Posi­<br />

tionen o<strong>der</strong> Ämtern zu erhalten und damit zu Ansehen und Wohlstand zu kom­<br />

men, richten <strong>sich</strong> nach dem zertifizierten Bildungsstand. Japan, Südkorea und<br />

Taiwan gelten als Län<strong>der</strong>, die als Bildungsmeritokratien bezeichnet werden<br />

können. Ganz gewiß ist <strong>der</strong> Bildungsabschluß auch in diesen Gesellschaften<br />

nicht das einzige Auslesekriterium - aber eben doch ein leitendes. Das ausge­<br />

prägte Selbstverständnis, formale Bildung überaus hochzuschätzen, wird in<br />

diesen Län<strong>der</strong>n gesamtgesellschaftlich getragen.<br />

Dafür gibt es historische Gründe:<br />

In China blickt man auf eine wechselvolle Geschichte bzw. Gegnerschaft zwi­<br />

schen einer <strong>sich</strong> entwickelnden Bildungsaristokratie und dem Lehens- und Feu­<br />

daladel zurück. Es ist die Geschichte <strong>der</strong> Konkurrenz zwischen "natürlichen" und<br />

"künstlichen" Auslesefaktoren, zwischen Geburts- und Leistungsprinzip.<br />

Mit <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Lehre von Konfuzius wurde gesellschaftlich anerkannt,<br />

daß die "klassische" Bildung zur entscheidenden Voraussetzung für die Zu­<br />

gehörigkeit zum Herrenstand wurde. Wenn Konfuzius in seinen Gesprächen auch<br />

den Bildungsanspruch aller (genauer: aller männlichen) Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesell­<br />

schaft mehrfach bestätigte, so hat Max Weber recht, wenn er in <strong>der</strong> Standesethik<br />

des Konfuzianismus "feudale Reminiszenzen" nachwirken sieht (Weber 1991, S.<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!