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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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Kin<strong>der</strong>liebe und Pietät in <strong>der</strong> Familie und Loyalität und Gehorsam gegenüber<br />

Älteren o<strong>der</strong> hierarchisch Höhergestellten galten als Eckpunkte sittlichen Verhal­<br />

tens. Und hier wird ein ganz wesentlicher Unterschied <strong>der</strong> konfuzianischen Ethik<br />

zur abendländischen Ethik <strong>sich</strong>tbar. Der konfuzianischen Ethik fehlt jede trans­<br />

zendente o<strong>der</strong> religiöse Verankerung. Es ist eine konkrete, situative Ethik, die<br />

<strong>sich</strong> auf den Personenverband bezieht, in den <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> eingebettet ist. Die<br />

sittlichen Regeln gelten nicht universell, son<strong>der</strong>n sind auf die spezielle soziale<br />

Situation bezogen, in <strong>der</strong> <strong>sich</strong> <strong>der</strong> Betreffende gerade befindet. Kritisch be­<br />

schreibt <strong>der</strong> Koreaner Choe diesen Sachverhalt (Choe, C.-S. 1973, S. 46):<br />

"Instead of treating all people alike as independent individuals who<br />

enshrine the dignity ofman, we are apt to change ourattitude when we<br />

treat different people.<br />

Instead oftreating people on the basis ofa universallife principle which<br />

can be applied to everybody, we select and apply one of many life<br />

principles when we treat different people. Our action, therefore, is<br />

determined according to the position held by persons we treat, and<br />

various other conditions. "<br />

Das Fehlen einer universellen Gültigkeit <strong>der</strong> Normen ist in <strong>der</strong> chinesischen<br />

Philosophie durchaus diskutiert worden. Mo Ti (Mo Tzu) (479 - 438 v. ehr.) vertrat<br />

nachdrücklich die Auffassung, allgemein geltende Werte seien <strong>der</strong> einzige Aus­<br />

weg aus Streitigkeiten und kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen (Mo Ti 1987, S.<br />

45-49). Insbeson<strong>der</strong>e plädierte er tür eine allgemeine <strong>Mensch</strong>enliebe. Mo Ti<br />

wurde von Menzius und an<strong>der</strong>en Konfuzianern heftig angegriffen. Universelle<br />

<strong>Mensch</strong>enliebe sei eher animalisch als menschlich. Man könne nicht an<strong>der</strong>er<br />

Leute Eltern so lieben wie die eigenen. Die für die Gesellschaft konstitutive,<br />

einzigartige Vater-Sohn-Beziehung verlöre dann an Bedeutung. "Die individuellen<br />

Beziehungen dürfen nicht aufdem Altar <strong>der</strong> Gruppe geopfert werden" (Mall/Hüls­<br />

mann 1989, S. 182).<br />

Die relative Gültigkeit von Normen im Bewußtsein und im Handeln <strong>der</strong> Koreaner<br />

macht uns die Zusammenarbeit mit ihnen manchmal schwierig.<br />

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