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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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heit des Individuums, son<strong>der</strong>n betrifft die Familie. Hohe Lernleistungen ehrt die<br />

Ahnen, <strong>sich</strong>ert durch ein gutes Einkommen die Eltern im Alter ab und ist Vorbild<br />

für kommende Generationen. <strong>Lernen</strong> führt schließlich zu hoher Bildung und damit<br />

zur Mitgliedschaft in <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Einflußreichen, Herrschenden. Wer es<br />

versäumt zu lernen, bleibt ungebildet und damit bei den Beherrschten. Eltern<br />

investieren in die Bildung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein Vermögen. Dadurch wächst <strong>der</strong> soziale<br />

Druck auf die Jugendlichen weiter an. Eine enge Kooperation von Elternhaus<br />

(Müttern) mit <strong>der</strong> Schule (Lehrern/Lehrerinnen) verhin<strong>der</strong>t zusätzlich eine Flucht<br />

aus <strong>der</strong> Schularbeit. Schließlich lastet auf den Schülern die Theorie, daß nicht<br />

Begabung o<strong>der</strong> Milieu, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> individuelle Leistungswille über die Schulkar­<br />

riere entscheiden. Bleibt die erwartete Leistung aus, dann ist man nicht dumm<br />

son<strong>der</strong>n faul. Faulheit aber wäre eine grobe Ungezogenheit gegenüber den<br />

Eltern und damit ein unentschuldbares Verhalten.<br />

Soweit <strong>der</strong> theoretische Begründungszusammenhang für notwendig-fleißiges<br />

<strong>Lernen</strong>, <strong>der</strong> bei aller Verpflichtung <strong>der</strong> Jugendlichen wenigstens eine Art von<br />

Chancengleichheit suggeriert. Die Realität sieht aber an<strong>der</strong>s aus. Eine sorgfältig<br />

angelegte empirische Studie von Robinson zeigt, daß koreanische Lehrer zutiefst<br />

davon überzeugt sind, daß die soziale Herkunft <strong>der</strong> Schüler die Lernleistungen<br />

<strong>der</strong> Schüler bestimmt. Er weist nach, wie das Lehrerverhalten diese Überzeugung<br />

zur self-fulfilling prophecy werden läßt (Robinson 1994, S. 506 ff.).<br />

Der Unterschied zwischen ostasiatischen Schülern und denen in an<strong>der</strong>en Kultu­<br />

ren läßt <strong>sich</strong> etwa so zusammenfassen: Hohe Motivation verbunden mit hohem<br />

sozialen Druck lassen die Schüler außerordentlich fleißig und bemerkenswert<br />

beharrlich-ausdauernd lernen. So bewun<strong>der</strong>nswert dieses ist, so hat es auch<br />

seinen hohen Preis: Es kostet die Jugendzeit.<br />

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