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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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Die außerordentlichen Lernanstrengungen lassen <strong>sich</strong> auch auf eine weitere<br />

Annahme zur menschlichen Natur zurückführen. Es wird angenommen, daß <strong>der</strong><br />

<strong>Mensch</strong> als "a clean sheet of paper" (Munro 1977, S. 21) auf die Welt komme.<br />

Das heißt, nichts ist dem <strong>Mensch</strong>en angeboren, keine Geisteshaltung, keine<br />

Ziele, keine Interessen, keine Fähigkeiten und kein Wissen. Alles erwirbt <strong>der</strong><br />

<strong>Mensch</strong> im sozialen Umgang, durch <strong>Lernen</strong>. Da keine wesentlichen Unterschiede<br />

im Intelligenzquotienten angenommen werden und kein Kind als lernunfähig gilt<br />

(Nanzhao 1997, S. 215), kann prinzipiell je<strong>der</strong> alles lernen.<br />

<strong>Dem</strong> <strong>Lernen</strong> werden keine Grenzen gesetzt (Wegge/1994, S. 153):<br />

" - Vorrang <strong>der</strong> Erziehung und des <strong>Lernen</strong>s: Konfuzianische Gesell­<br />

schaften sind pädagogische Provinzen; ihr Symbol ist <strong>der</strong> Zeigefinger,<br />

ihre Haltung <strong>der</strong> pädagogische Optimismus: nichts, was nicht durch<br />

Erziehung erreicht werden könnte - sogar Vollkommenheit. DerNimbus<br />

des Fachwissens zählt dabei allerdings weniger als die Gemeinschafts­<br />

förmigkeit. "<br />

Eine auf Prüfungen gegründete Bildungsmeritokratie ist im Grunde ja auch nur zu<br />

rechtfertigen, wenn man davon ausgeht, daß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> lernen will, auch lernen<br />

kann (Tu 1990, S. 49 f.):<br />

"Das gesamte erzieherische Denken in Ostasien gründet <strong>sich</strong> aufden<br />

unerschütterlichen Glauben an die Formbarkeit und Bildbarkeit des<br />

<strong>Mensch</strong>en, wenn er gemeinsam mit an<strong>der</strong>en an <strong>sich</strong> selbst arbeitet.<br />

»Bildung ohne Klassenunterschiede«, ein Konzept, dem <strong>sich</strong> selbst<br />

Konfuzius verpflichtet fühlte, ist insoweit zum Glaubensartikel gewor­<br />

den, als die oft durch die Zentralregierung gesteuerte Allgemeinbildung<br />

als eine grundlegende Verpflichtung <strong>der</strong>Führung gegenüber<strong>der</strong>Bevöl­<br />

kerung angesehen wird. Da die ostasiatischen Gesellschaften hier­<br />

archisch strukturiert sind, ist zwar das Bildungssystem in praxi elitär,<br />

aber da auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite bei sEimtlichen allgemeinen Prüfungen<br />

die gleichen streng objektiven Maßstäbe angelegt werden, bietet die<br />

Bildung als offiziell sanktionierter Maßstab für die Auswahl neuer Füh­<br />

rungspersönlichkeiten auch die beste Möglichkeit für den sozialen<br />

Aufstieg."<br />

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