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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gab es noch keine Banken. Im Großhandel wurden<br />

aber schon Wechsel und Schecks benutzt.<br />

Händler und Kaufleute waren, wie schon beschrieben, gesellschaftlich schlecht<br />

angesehen. Sie wurden auch daran gehin<strong>der</strong>t, Land zu erwerben o<strong>der</strong> grenzüber­<br />

schreitenden Handel in größerem Stil zu betreiben. Im Grunde setzte die Politik<br />

auf Subsistenzwirtschaft <strong>der</strong> Dörfer, auf wenig Mobilität und Austausch. Hen<strong>der</strong>­<br />

son glaubt auch, daß <strong>der</strong> hohe Grad an gesellschaftlicher Homogenität die<br />

Diversifizierung und Variation von Produkten nicht erfor<strong>der</strong>te. Die individuell<br />

unterschiedlichen Bedürfnisse waren gering (Hen<strong>der</strong>son 1978, S. 52). Läden gab<br />

es wenige, die besseren waren unter staatlicher Kontrolle. Lokale Märkte gab es<br />

schon, doch wurde ein Großteil des Handels über Hausierer abgewickelt. Das<br />

Land war mit einem Netz von Zehntausenden von Hausierern überspannt, diese<br />

versorgten die Märkte mit Waren und zogen von Haus zu Haus. Die Hausierer,<br />

<strong>Mensch</strong>en aus <strong>der</strong> untersten Schicht, häufig Heimat- und Obdachlose, schlossen<br />

<strong>sich</strong> zu <strong>der</strong>einzigen während <strong>der</strong>Vi-Dynastie existierenden und berichtenswerten<br />

Gilde zusammen. Sie entwickelten Regeln <strong>der</strong>Zusammenarbeit, <strong>der</strong> Kommunika­<br />

tion, interne Führungsstrukturen und Konventionen. Auf diese Weise wurden sie<br />

nicht nur Lieferanten und Verteiler, son<strong>der</strong>n auch die Kontrolleure <strong>der</strong> Märkte.<br />

Spätestens seit Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts bestanden beson<strong>der</strong>e Beziehungen<br />

zum Staat. An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Hausierer-Gilden standen mittlerweile Beamten. So<br />

übernahmen die Hausierer z. B. die Briefverteilung, bevor ein Postsystem einge­<br />

führt wurde. Ferner wurden die Gilden als staatliches Spionagenetz benutzt und<br />

schließlich auch zu paramilitärischen Einsätzen gerufen (Nahm 1993, S. 105). In<br />

diesem Zusammenhang macht Hen<strong>der</strong>son zu Recht auf den bedeutsamen<br />

Unterschied zwischen den Gilden <strong>der</strong> Hausierer in Korea und den Gilden in<br />

Europa aufmerksam. Während die letzteren den Versuch darstellten, die zentrale<br />

Staatsgewalt zu limitieren und <strong>sich</strong> Freiräume im Staat zu schaffen, waren die<br />

Gilden in Korea nichts an<strong>der</strong>es als <strong>der</strong> verlängerte Arm <strong>der</strong> Regierung (Hen<strong>der</strong>­<br />

son 1978, S. 52). Als in den 80er Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>der</strong> Handel<br />

durch japanische Konkurrenz nach <strong>der</strong> Öffnung des Landes schwieriger wurde,<br />

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