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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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keit, ein Edler, ein die persönlichen Wünsche und Interessen zügeln<strong>der</strong>, völlig<br />

ausgeglichener tugendhafter <strong>Mensch</strong> zu werden.<br />

Der Argumentation von Menzius, daß die Tatsache <strong>der</strong> Belehrbarkeit des Men­<br />

schen zeige, daß <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> seiner ursprünglichen Natur nach gut sei, ist auch<br />

wi<strong>der</strong>sprochen worden. So hat z. B. <strong>der</strong> Philosoph Hsün-tse 305-235 v. Chr.<br />

(Hsün Tzu 313 - 238 v. Chr.) genau das Gegenteil behauptet: "Der Wunsch eines<br />

jeden, gut zu sein, kommt daher, daß er von Natur aus schlecht ist" (Hsün-tse<br />

1987, S. 109). Der Wunsch, gut zu sein, läßt <strong>sich</strong> nach Hsün erfüllen, durch<br />

<strong>Lernen</strong> nämlich. Mit seinen Worten klingt das so (Hsün-tse 1987, S. 109 ff.):<br />

"Nun ist <strong>der</strong><strong>Mensch</strong> seiner ursprünglichen Naturnach tatsächlich nicht<br />

im Besitz <strong>der</strong> Regeln des richtigen Verhaltens und <strong>der</strong> Gerechtigkeit;<br />

darum strebt er danach, sie zu lernen, und sucht, sie zu gewinnen.<br />

... <strong>der</strong> Weise hat die gleiche ursprüngliche Natur wie je<strong>der</strong>mann und ist<br />

darin von den gewöhnlichen <strong>Mensch</strong>en nicht unterschieden; er unter­<br />

scheidet <strong>sich</strong> von diesen und ragt übersie hinaus durch seine erworbe­<br />

ne Kultur.<br />

... Jemand könnte einwerfen: Der Weise erreicht seinen Stand durch<br />

gesteigertes Bemühen, abernichtje<strong>der</strong> vermag, seine Bemühungen zu<br />

steigern; warum? Ich sage: je<strong>der</strong> hat die Fähigkeit, aber er wendet sie<br />

nicht an. Je<strong>der</strong> kleine Geist ist imstande, ein hoher Geist zu werden,<br />

aber er ist nicht bereit dazu. "<br />

Es ist schon bemerkenswert. Entwe<strong>der</strong> wird <strong>Lernen</strong> notwendig, um die gute Natur<br />

des <strong>Mensch</strong>en zur sittlichen Vollendung zu bringen, o<strong>der</strong> <strong>Lernen</strong> wird notwendig<br />

zur Korrektur eines an <strong>sich</strong> schlechten <strong>Mensch</strong>en. So o<strong>der</strong> so begründet, wird <strong>der</strong><br />

<strong>Mensch</strong> nach konfuzianischer Lehre zum <strong>Lernen</strong> verpflichtet. Wie weit er es dabei<br />

bringt, wie weit er ein "anständiger <strong>Mensch</strong>" wird, hängt weitgehend vom Individu­<br />

um selbst ab (Tu 1979, S. 71 f.). Meines Erachtens liegt hier ein Schlüssel zum<br />

Verständnis <strong>der</strong> nach hiesigen Vorstellungen ganz unbegreiflichen Lernanstren­<br />

gungen, zu denen koreanische und auch japanische und chinesische Jugendliche<br />

fähig und willig sind.<br />

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