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Dem Lernen widmet sich der edle Mensch - KOBRA

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Diese drei wichtigen Merkmale des westlichen <strong>Mensch</strong>enbildes haben im ost­<br />

asiatischen Selbstverständnis keine Entsprechungen. Von dort aus betrachtet,<br />

sieht <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> ganz an<strong>der</strong>s aus (Munro 1977).<br />

Der <strong>Mensch</strong> ist nach ostasiatischer Philosophie nicht als Individuum, son<strong>der</strong>n nur<br />

als soziales Wesen und als Träger von Funktionen zu beschreiben (Lin 1955, S.<br />

225):<br />

"Kein <strong>Mensch</strong> lebt schließlich streng als abgeson<strong>der</strong>tes Individuum,<br />

und so kann man sagen, daß die Vorstellung eines solchen Individu­<br />

ums gar keine Grundlage in <strong>der</strong> Wirklichkeit hat. Wenn wir uns einen<br />

Einzelmenschen vorstellen und ihn we<strong>der</strong> als Sohn noch als Bru<strong>der</strong><br />

noch als Vater o<strong>der</strong> Freund gelten lassen, was ist er dann? Er ist eine<br />

metaphysische Abstraktion. Die Chinesen, als biologisch denkende<br />

Leute, kümmern <strong>sich</strong> aber zuallererst um die biologischen Beziehun­<br />

gen eines <strong>Mensch</strong>en. "<br />

Auch ein chinesischer Erziehungswissenschaftier stellt <strong>sich</strong> unter dem Thema<br />

"Probleme <strong>der</strong> Lehrerautorität und Schülerfreiheit" die Frage (Wei 1993, S. 187):<br />

"Ist <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> als autonome Individualität aufzufassen o<strong>der</strong> als ein<br />

nichtselbständiger, abhängiger Teil <strong>der</strong> Gemeinschaft? Wie aus den<br />

bisherigen Ausführungen unschwer zu ersehen ist, kennzeichnet <strong>sich</strong><br />

das menschliche Leben nach <strong>der</strong> konfuzianischen Vorstellung durch<br />

die Vereinigung und Verbindung von einzelnen Individuen. Die Men­<br />

schen bilden eine Gesellschaft, in <strong>der</strong> und nur in <strong>der</strong> die menschliche<br />

Existenz ihren vollen Sinn hat. Die Robinsonade, die Art und Weise, in<br />

<strong>der</strong><strong>der</strong>Romanheld von Defoe sein Leben fast ohne jegliche Beziehung<br />

mit seinen Gattungsgenossen aufeiner Insel, in einem abgekapselten<br />

Raum führt, ist für die Konfuzianer von vornherein als undenkbar aus­<br />

geschlossen. "<br />

Ähnliche An<strong>sich</strong>ten lassen <strong>sich</strong> an vielen Stellen finden. Die Vorstellung eines<br />

Robinson Crusoe wird durchgängig abgelehnt. Sowohl im Materiellen als auch im<br />

Geistigen hängen die <strong>Mensch</strong>en voneinan<strong>der</strong> ab (Kuang 1990, S. 21). Das<br />

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