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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Prozessrechtliche Beurteilung<br />

Möglichkeit durchgeführt werden. Der Sachverständigenbeweis wurde schliesslich<br />

zu einem vom Richter gezielt einsetzbaren Mittel. 669<br />

Als medizinische Sachverständige kamen neben Ärzten auch Handwerkschirurgen<br />

in Betracht. Dieser Berufsgattung gehörten die handwerklich <strong>aus</strong>gebildeten,<br />

weniger geachteten Bader, Barbierchirurgen, Wundärzte, Feldscher, Scherrer<br />

und Geburtshelfer an, 670 die das Gebiet der Chirurgie und gleichzeitig des<br />

Barbierberufs bis ins 18. Jahrhundert als Domäne zu verteidigen vermochten. 671<br />

In das Arbeitsgebiet der Chirurgen fielen unter anderem einfache Wundversorgungen,<br />

Amputationen, Trepanationen (Schädelöffnungen), Brennen und Ätzen,<br />

Einrenken verrenkter Glieder, Behandlung von Knochenbrüchen sowie Hautund<br />

Geschlechtskrankheiten. Die Berufsgruppen der gelehrten Ärzte und der<br />

Chirurgen arbeiteten oftmals zusammen, so etwa in verschiedenen Kommissionen<br />

des öffentlichen Gesundheitswesens. Dazu zählte auch die Gerichtsmedizin.<br />

Im <strong>aus</strong>gehenden 18. Jahrhundert begannen akademisch <strong>aus</strong>gebildete Ärzte zunehmend,<br />

das Fachgebiet der Chirurgie zu übernehmen. 672 In einer Schrift <strong>aus</strong><br />

dem Jahr 1797 hält der Mediziner PLOUCQUET fest, die Pflichten des gerichtlichen<br />

Arztes reduzierten sich im Allgemeinen darauf,<br />

«dass der Arzt bey allen jenen Functionen, und in Beantwortung der ihm vorgelegten Fragen,<br />

im Ausstellen der Zeugnisse u.s.w. mit Geschiklichkeit und Geradheit verfahre, damit<br />

der Zwek, Wahrheit zu entdeken, so viel möglich, erreicht werde.» 673<br />

Neben medizinischen Sachverständigen erlangte auch der rechtliche Sachverstand<br />

an Bedeutung. Die Carolina hielt die oft mit juristischen Laien besetzten<br />

Gerichte in Art. 219 an, bei ihren Appellationsinstanzen, den Oberhöfen<br />

oder Schöppenstühlen, bei der juristischen Fakultät einer nahe gelegenen Universität<br />

674 oder bei der territorialen Obrigkeit 675 Rechtsgutachten einzuholen. 676<br />

669<br />

670<br />

671<br />

672<br />

673<br />

674<br />

675<br />

POPPEN [1984], S. 87 ff. und 92.<br />

Zur Abgrenzung der Aufgaben der verschiedenen frühneuzeitlichen Medizinalberufe<br />

PLOUCQUET [1797], § 405 ff., S. 204 ff.; FISCHER-HOMBERGER [1983], S. 31 ff.; HAR-<br />

DEGGER [1987], S. 3.<br />

MÖRGELI, Handchirurgen, e-HLS [2005].<br />

MÖRGELI, Handchirurgen, e-HLS [2005]; FISCHER-HOMBERGER [1983], S. 43 ff., HAR-<br />

DEGGER [1987], S. 5 f. Zur Verwissenschaftlichung der Medizin bzw. zur Entwicklung<br />

des Berufswissens von Ärzten und Chirurgen BRÄNDLI [1990], S. 118.<br />

PLOUCQUET [1797], § 398, S. 203.<br />

SCHNABEL-SCHÜLE, Territiorialstaat [1997], S. 54 ff.<br />

HÄRTER [2000], S. 465.<br />

125

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