28.12.2013 Aufrufe

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Strafverfahren<br />

Unterschlupf gewährt habe. Maria Germann antwortete, sie wisse nur von einigen<br />

Lehenbriefen, Güterzetteln oder Quittungen sowie drei Gebetbüchlein ihrer<br />

Töchter. Ihr Mann könne weder schreiben noch lesen. Im letzten Januar habe<br />

ein Maurer <strong>aus</strong> der Fremde bei ihnen im Stall übernachtet. Abends in der Stube<br />

habe dieser ihnen allerhand vom Krieg und von der Galeere, auf der er gewesen<br />

sei, erzählt, «sonsten aber nichts ohnrechtes von ihme gewahret, noch gehöret».<br />

486 Am Frühlingsjahrmarkt habe ein fremder «wurzengraber» 487 mit seiner<br />

Frau vier oder fünf Nächte bei ihnen im Heu übernachtet. Ihr Mann habe morgens<br />

und abends dort die Tiere gefüttert, sie wisse aber nicht, was sie miteinander<br />

geredet hätten. Sie habe nichts Unrechtes bemerkt. 488<br />

Am Tag des Totschlags sei ihr Mann «gleich andere mahl» vom Füttern zum<br />

Morgenessen gekommen. Niemand habe ihm etwas angemerkt. Dies gelte auch<br />

für die Tage oder Zeiten, an denen er die toten Körper dem Hörensagen nach ins<br />

Tobel getragen habe. Nur als er letzthin mit ihr zum Herrn Hofkanzler gegangen<br />

sei, habe er gesagt, es sei ihm, als ob ihm Hände und Füsse abgeschlagen seien.<br />

Übrigens habe er die ganze Woche am Haag im Gut gearbeitet und «gebüschelet».<br />

489<br />

4.8.2 Zeugeneinvernahme von <strong>Joseph</strong> Rüesch am 23. Februar 1775<br />

Gleichentags fand eine weitere Zeugeneinvernahme auf der Pfalz statt. Vorgeladen<br />

war der Tablater <strong>Joseph</strong> Rüesch, 40 Jahre alt und in Diensten beim Müller<br />

im Obertobel. Nach erstattetem Handgelübde sagte er <strong>aus</strong>, er sei von seiner früheren<br />

Dienststelle <strong>aus</strong> öfters zu <strong>Joseph</strong> <strong>Egger</strong> gegangen und habe bei ihm im<br />

Beisein anderer Leute ein Glas Most getrunken. Sonst habe er keinen Umgang<br />

mit ihm gehabt. Er habe nie geglaubt, dass <strong>Egger</strong> auch nur einen Vogel töten<br />

könnte. 490 Auf die Frage, ob er einmal in <strong>Egger</strong>s Stall gewesen sei und was dort<br />

vor sich gegangen sei, antwortete Rüesch, er sei im letzten Herbst zweimal in<br />

486<br />

487<br />

488<br />

489<br />

490<br />

Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage der Ehefrau, S. 9.<br />

Wurzengraber sammelten insbesondere Enzianwurzeln, um dar<strong>aus</strong> Enzianbranntwein<br />

herzustellen; VON HÖRMANN [1870], S. 360.<br />

Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage der Ehefrau, S. 10.<br />

Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage der Ehefrau, S. 10 f.<br />

Dok. 17, Zeugen<strong>aus</strong>sage von <strong>Joseph</strong> Rüesch, S. 1.<br />

97

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!