28.12.2013 Aufrufe

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Kulisse: Alte Landschaft<br />

sein. 109 Die Blutgerichtsbarkeit wurde schliesslich auf das ganze Gebiet des<br />

Landshofmeisteramts <strong>aus</strong>gedehnt. 110<br />

Gemäss einer das Malefiz betreffenden Bestallungurkunde 111 des Landshofmeisters<br />

<strong>aus</strong> dem Jahr 1775 verlieh der Abt dem Landshofmeister<br />

«<strong>aus</strong>s kayserl. gewalt und freiheit in dem ganzen hoffmeister-ambt, und anderen orthen,<br />

dahin wür ihne deputieren wurden, auch den pann mit der hand über das bluet und uebelthäter<br />

zu richten, [sie] zu fangen, auch peinlich zu fragen, und die urthel über sie lassen<br />

zu fellen, nach jedes verdienen [...]». 112<br />

Der Landshofmeister sollte dem Abt die Gefangennahme des Delinquenten<br />

unter Angabe des Grundes anzeigen und schliesslich die Examination und den<br />

ganzen Inquisitionsprozess dem Hofkanzler oder einem vom Abt bestimmten<br />

Vertreter überlassen. 113<br />

Im Gegensatz zur Blutgerichtsbarkeit befasste sich die niedere Gerichtsbarkeit<br />

mit kleineren Delikten wie Raufereien, Übertretung von Marktvorschriften<br />

und Sittenmandaten, in aller Regel Ehrverletzungen und dergleichen. 114 Niedergerichte<br />

deckten sich oft mit den Gemeindebezirken. Sie durften nur leichte<br />

Strafen verhängen, nicht aber schwere Körperstrafen oder gar Lebensstrafen. 115<br />

Verbreitet waren Geldbussen. 116 Neben den erwähnten leichteren Strafsachen<br />

fiel insbesondere bei Klagen betreffend Güterbesitz und Geldschuld auch die<br />

Zivilgerichtsbarkeit in den Zuständigkeitsbereich der Niedergerichte. Weiter<br />

109<br />

110<br />

111<br />

112<br />

113<br />

114<br />

115<br />

116<br />

GRAF [1996], S. 63.<br />

GMÜR [1903], S. 197. Siehe auch ZIEGLER/SONDEREGGER/STUDER [2004], S. 53; WEGE-<br />

LIN, Materialien [1855] , S. 42.<br />

Unter dem Begriff Bestallung wurde die Einsetzung in ein Amt oder in einen Dienst verstanden;<br />

Meyers grosses Konversations-Lexikon, Bd. 2 [1885], S. 818.<br />

Bestallung des fürstl. st. gallischen landshofmeisters das malefiz betreffend, 1775,<br />

Art. 17, StiASG, Rubr. 27, Fasz. 5.<br />

Bestallung des fürstl. st. gallischen landshofmeisters das malefiz betreffend, 1775,<br />

Art. 18, StiASG, Rubr. 27, Fasz. 5.<br />

«Kleiner Frevel», vgl. SIMON, Grundherrschaft [1995], S. 26 f. Gemäss CARLEN betraf die<br />

niedere Gerichtsbarkeit ab dem späten Mittelalter grundsätzlich alle Sachen der bäuerlichen<br />

Bevölkerung <strong>aus</strong>ser die Blutsachen; CARLEN, Rechtsgeschichte [1988], S. 31. Weitere<br />

Beispiele für Fälle niederer Gerichtsbarkeit bei HOLENSTEIN THOMAS [1934], S. 42;<br />

MERZBACHER [1978], Sp. 174.<br />

BLESS-GRABHER, S. 265. Ausführungen mit weiteren Literaturangaben zur Hoch- und<br />

Niedergerichtsbarkeit bei GSCHWEND/KRAMER, Gerichtshoheit [2005], S. 17 f.<br />

SCHWERHOFF, Aktenkundig [1999], S. 102.<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!