28.12.2013 Aufrufe

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Materielle Beurteilung<br />

schreiben konnte, keine Möglichkeit sah, der Sache anders auf den Grund zu<br />

gelangen und ihm seine Neugierde dennoch keine Ruhe liess, beschloss er offenbar,<br />

das aufgeschnappte abergläubische Gedankengut in wohl damals wie<br />

heute höchst befremdlicher Weise mit eigenen Experimenten zu verifizieren<br />

oder aber zu widerlegen.<br />

6.2.2.2 Aberglaube und Wissenschaft im frühneuzeitlichen Wettstreit<br />

Der Knochen als Sitz der Seele des Menschen, der Knochen als Glücksbringer 913<br />

oder der Knochen eines Ermordeten als Hinweis auf den Mörder 914 ; um die<br />

menschlichen Gebeine spinnt sich seit langer Zeit ein breites abergläubisches<br />

Gedankengut. 915 Verstorbene, die keine Ruhe finden konnten, sollten mit ihrem<br />

Bedürfnis nach Erlösung als Geister wiederkehren, wobei sie durch<strong>aus</strong> nicht<br />

gutartig zu sein brauchten. 916 Bis ins 18. Jahrhundert war der Glaube an Spukgestalten<br />

verbreitet, die man sich als halbmenschliche Dämonen vorstellte. 917<br />

Noch im späten Mittelalter wurde manchem Missetäter negativ-dämonische<br />

Kraft zugeschrieben. Er war vielleicht gar selbst ein Dämon in Menschengestalt,<br />

den es zu vertreiben oder zu töten galt. Man verglich ihn mit dem verbreitet als<br />

dämonisches Wesen betrachteten Wolf, der als Bedrohung im dunklen Wald<br />

lebte und oft nachts, zur Zeit der Dämonen, auf Schlachtfeldern, Begräbnisplätzen<br />

und Hinrichtungsstätten auftauchte. Man sprach ihm eine Vorliebe für Leichenfleisch<br />

zu. 918 Noch in Quellen des späten Mittelalters wurden gewisse Mis-<br />

913<br />

914<br />

915<br />

916<br />

917<br />

918<br />

Knochen von Hingerichteten im Geldbeutel sollten dem Kaufmann Glück bringen;<br />

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 5 [1933], Sp. 9.<br />

Handbuch des Aberglaubens [1999], Bd. 2, S. 455.<br />

Ausführlich dargelegte Beispiele abergläubischer Vorstellungen im Mittelalter und den<br />

darauffolgenden Jahrhunderten, insbesondere in verschiedenen Gebieten der Natur und<br />

des Lebens, bei MEYER CARL [1884], S. 5 ff.; und in der Sammlung von Sagen, Legenden<br />

und Volksaberglauben (Bd. 1) sowie Sitten und Rechtsbräuchen (Bd. 2) von BIRLINGER<br />

[1874]. Siehe auch Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 5 [1933], Sp. 6 ff.<br />

Zum Geisterglauben und zu einigen seiner Ausprägungen MEYER CARL [1884], S. 347 ff.;<br />

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 3 [1931], Sp. 473 ff.<br />

Etwa Zwerge, Riesen, Wildleute etc.; HAUSER ALBERT, Leben [1987], S. 128.<br />

Der Wolf wurde bisweilen als Urbild des Unheils betrachtet; VON HENTIG, Strafe, Bd. 1<br />

[1954], S. 52. Um den Wolf rankten sich verschiedene abergläubische Überzeugungen. So<br />

existierten die Ansichten, sein Geheul bedeute Sterben, Teuerung oder Krieg; MEYER<br />

CARL [1884], S. 224.<br />

171

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!