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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Die Kulisse: Alte Landschaft<br />

die im Jahre 1532 verkündete «Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. 183 ». 184<br />

Diese Constitiutio Criminalis Carolina (kurz: Carolina oder CCC) gilt als eines<br />

der wichtigsten Reichsgesetze des Heiligen Römischen Reichs. Sie war das letzte<br />

grosse Werk der Reichsgesetzgebung. 185 Durch sie wurde eine neue Epoche<br />

der deutschen Strafrechtspflege eingeleitet. 186 Die Carolina war kein eigentliches<br />

Strafgesetzbuch, sondern eher eine Prozessordnung, die das «peinliche Verfahren»<br />

erneuern sollte, gleichzeitig aber Grundlage eines allgemeinen deutschen<br />

Strafrechts wurde und vielerorts bis ins <strong>aus</strong>gehende 18. Jahrhundert Anwendung<br />

fand. 187 RADBRUCH bezeichnete die Carolina als Strafprozessordnung, in die ein<br />

Strafgesetzbuch eingeschalten sei. 188 Neben den zahlreichen prozessualen Vorschriften<br />

enthält die Carolina tatsächlich eine Reihe materiell-rechtlicher Bestimmungen<br />

189 , ist aber dennoch kein Strafgesetzbuch im heutigen Sinn. Es geht<br />

nicht um die Begründung der Strafbarkeit durch Festlegung des Straftatbestands<br />

im Gesetz; vielmehr setzt die Carolina das materielle Strafrecht als bestehend<br />

und im Wesentlichen bekannt vor<strong>aus</strong>. 190 Die Carolina bezieht sich nur auf<br />

«peinliche» Strafsachen, also auf mit Pein verursachenden körperlichen Strafen<br />

zu ahndende Taten. Leichtere Verfehlungen sind auf Klage des Verletzten im<br />

Zivilprozess in der Regel mit Geldbusse zu bestrafen. 191 Am eingehendsten werden<br />

Tötungs- und Diebstahlsdelikte behandelt. 192<br />

183<br />

184<br />

185<br />

186<br />

187<br />

188<br />

189<br />

190<br />

191<br />

192<br />

Karl V., geb. 1500, gest. 1558, ab 1519 König des Heiligen Römischen Reichs, 1530 in<br />

Bologna zum Kaiser gekrönt, Thronverzicht im Jahr 1556 zugunsten seines Sohnes Philipp<br />

II. in Spanien und Burgund und zugunsten seines Bruders Ferdinand I. im Reich;<br />

SENN [2007], S. 450.<br />

RÜPING/JEROUSCHEK [2007], S. 49 ff.; SCHROEDER [1986], S. 333; EISENHARDT ULRICH<br />

[2004], S. 253 ff.<br />

Zu den voneinander abweichenden Einschätzungen der Bedeutung der Carolina in unterschiedlichen<br />

Zeiten siehe SCHILD, Rechtstag [1984], S. 119 ff.; RÜPING [1984], S. 161 ff.;<br />

GÜNTHER [1889], S. 286 f. Zur Entstehungsgeschichte mit weiteren Literaturhinweisen<br />

PÖLTL [1999], S. 37 ff.; im Weiteren BALDAUF [2004], S. 83 ff.; HATTENHAUER [2004],<br />

S. 424, Rz. 1206.<br />

LIEBERWIRTH [2006], Sp. 889. HENKEL [1968], S. 39, bezeichnet die Carolina als den<br />

ersten grossen Wendepunkt in der deutschen Strafverfahrensentwicklung.<br />

BLESS-GRABHER [2003], S. 268.<br />

RADBRUCH, Carolina [1930], S. 323.<br />

Insbes. Art. 104 bis 180 CCC; siehe auch LIEBERWIRTH [2006], Sp. 887.<br />

KLEINHEYER, Carolina [1984], S. 25.<br />

KLEINHEYER, Carolina [1984], S. 9.<br />

RÜPING/JEROUSCHEK [2007], S. 52.<br />

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