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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Materielle Beurteilung<br />

die keyn genugsam entschuldigung haben mögen». Der erste Satz des Artikels<br />

lautet wie folgt:<br />

«Item eyn jeder mörder oder todtschläger wo er deshalb nit rechtmessig entschuldigung<br />

<strong>aus</strong>führen kan, hat das leben verwürkt.»<br />

Der Artikel befasst sich im Weiteren nicht eingehend mit der materiellen Unterscheidung<br />

zwischen Mord und Totschlag 867 , sondern regelt lediglich die Frage<br />

der Bestrafung. Er hält fest,<br />

«[...] dass der gewonheyt nach, ein fürsetzlicher mutwilliger mörder mit dem rade, vnnd<br />

eynander der eyn todtschlag, oder <strong>aus</strong> gecheyt 868 vnd zorn gethan, vnd sunst auch gemelte<br />

entschuldigung nit hat, mit dem schwert vom leben zum todt gestrafft werden sollen [...]»<br />

Der Zorn, der diese Strafmilderung rechtfertigt, muss in unmittelbarem Zusammenhang<br />

mit der äusseren Veranlassung zum Ausbruch kommen, darf also<br />

nicht das Resultat länger gebrüteter Rache sein. Der Tatentschluss muss somit<br />

auf einen Affekt zurückgehen. 869 Die Begriffe «fürsetzlich» und «mutwillig»<br />

entsprechen dem heutigen juristisch-technischen Begriff des Vorsatzes und<br />

nicht denjenigen der Überlegung oder des Vorbedachts. 870 Unter Mord wird damit<br />

jede vorsätzliche Tötung subsumiert, die nicht im Affekt begangen wurde.<br />

Die Affektfälle werden vom Totschlag erfasst. 871 Für den Mord ist die heimliche<br />

Begehung typisch, 872 für den Totschlag die tumultöse. Mord beschränkt sich<br />

nicht auf die vorbedachte oder heimliche Tötung, meist konvergieren aber<br />

Mutwille bzw. böser Vorsatz und heimliche Begehung. 873<br />

Die Carolina verankert mit ihrem Art. 137 Motive oder Gesinnungsmerkmale<br />

als Kriterien für die Straftat, wor<strong>aus</strong> sich die Notwendigkeit einer prozessualen<br />

867<br />

868<br />

869<br />

870<br />

871<br />

872<br />

873<br />

ALLFELD [1969], S. 92 f.; SCHAFFSTEIN [1984] spricht davon, die Carolina habe sich zur<br />

psychologischen Unterscheidung zwischen Mord und Totschlag bekannt, S. 147. Siehe<br />

auch WACHENFELD [1890], S. 5; KRÖNER [1958], S. 1 ff.<br />

«Jähheit», vgl. WACHENFELD [1890], S. 3.<br />

ALLFELD [1969], S. 94; MÜSSIG [2005], S. 36.<br />

ARVANITIS [1982], S. 13. Zur Tötung mit Vorbedacht im Mittelalter HIS, Teil 2 [1935],<br />

S. 88.<br />

ARVANITIS [1982], S. 13. Mit der Auslegung des Art. 137 CCC und dem insbesondere im<br />

19. Jahrhundert darüber herrschenden Meinungsstreit befassten sich etwa WACHENFELD<br />

[1890], S. 2 ff.; THOMAS [1985], S. 120 ff.; SCHAFFSTEIN [1984], S. 147 ff.; KRÖNER<br />

[1958], S. 1, Fn. 6 mit weiteren Literaturangaben.<br />

Zu Mordmerkmalen (Schwerpunkt Mittelalter) siehe HIS, Teil 2 [1935], S. 90 f.<br />

Vgl. Art. 34 CCC; RÜPING/JEROUSCHEK [2007], S. 53.<br />

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