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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Vorgeschichte<br />

im stüfft St. Gallen», konnte aber je nach Geschäft auch <strong>aus</strong>wärts verhandeln<br />

und urteilen. 244<br />

<strong>Egger</strong> war als Bauer tätig und konnte gemäss seinen eigenen Aussagen sowie<br />

gemäss Bestätigung seiner Gattin weder lesen noch schreiben. 245 Seine Frau berichtete<br />

weiter, dass «er allzeit ein dunckhel m<strong>aus</strong>er gewesen» sei. Er habe sich<br />

auf die Arbeit, auf Pferde und das Vieh verstanden, «sich niemahl recht lustig<br />

gezaiget, bey dem betten zu h<strong>aus</strong>, und in der kirchen sich schläfrig erwiesen,<br />

doch aber jmmerhin früehe, und spath starckh, und vill gearbeitet». 246 Die Zeugin<br />

Maria Catharina Gross betitelte <strong>Egger</strong> zudem später in ihrer Einvernahme<br />

wiederholt als Weibel; 247 weitere Hinweise auf ein derartiges Amt gehen <strong>aus</strong> den<br />

Akten ansonsten jedoch nicht hervor.<br />

Die Beziehung zwischen <strong>Egger</strong> und seiner Ehefrau konnte keineswegs eine<br />

innige gewesen sein; in ihrer Befragung durch das Gericht am 23. Februar 1775<br />

liess sie kaum ein gutes Wort über ihren Mann verlauten. Dies brachte den Autor<br />

der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienenen «Kriminalgeschichten»<br />

dazu, das Verhältnis zwischen den Ehegatten als «sehr kühl» zu bezeichnen,<br />

«da ihre, der Frau, Angaben, das Gepräge grosser Kaltblütigkeit an<br />

sich tragen, gerade so, als hätte sie in fremder, ihr gleichgültiger Sache Zeugnis<br />

abzulegen gehabt». 248 Auf die obrigkeitliche Frage, was ihr an ihrem Mann während<br />

ihrer Ehe missfallen habe, was sie «Tadelhaftes» an ihm nennen könne,<br />

antwortete sie, dass sie von <strong>Egger</strong> bereits bei der Heirat habe wissen wollen, ob<br />

er Schulden habe. Er habe dies geleugnet. Erst im Nachhinein seien «ziemliche<br />

pöstlein» hervorgekommen. 249 Nicht nur wegen seiner Schulden, auch wegen<br />

anderer Sachen habe er ihr öfter nicht die Wahrheit gesagt. 250<br />

<strong>Egger</strong>s Charakter aufgrund der vorhandenen Akten zu fassen, ist schwierig.<br />

Manchmal wirkt er schlau, fast gerissen. Dann wieder erscheint er erstaunlich<br />

244<br />

245<br />

246<br />

247<br />

248<br />

249<br />

250<br />

StiASG, Rubr. 28, Fasz. 3, Konzept S. 22 f., Ziff. 14.<br />

Dok. 2, Einvernahmeprotokoll <strong>Egger</strong>s, Antwort auf Frage 220, Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage<br />

der Ehefrau, S. 9.<br />

Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage der Ehefrau, S. 8.<br />

Dok. 4, Zeugen<strong>aus</strong>sage von Maria Gross, S. 1, 2 und 4.<br />

Autor anonym, Kriminalgeschichten, aktengetreu erzählt, [ca. 1860], S. 32. Vgl. zu den<br />

Aussagen von Maria German im Weiteren Kap. 4.8.1.<br />

Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage der Ehefrau, S. 4 f.<br />

Dok. 16, Zeugen<strong>aus</strong>sage der Ehefrau, S. 6.<br />

54

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