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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Strafverfahren<br />

Im Rahmen seines Amts befasste sich Hofweibel Ackermann eingehend mit<br />

dem Fall <strong>Egger</strong>. Ein Weibel nahm mannigfaltige Aufgaben in Verwaltung und<br />

Gerichtswesen wahr. So war er u.a. Gerichtsdiener (auch Frondiener, Büttel),<br />

der die Parteien vorlud und Termine und Urteile verkündete. Er trat beim Malefizgericht<br />

als Kläger auf und amtete als Gefangenenwärter. Allgemeine Ordnungs-<br />

und Polizeifunktionen des Weibels bestanden etwa in der Fahndung<br />

nach Delinquenten, der Wahrung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sowie<br />

im Einziehen der Steuern. 321 Gemäss der Pfalzratsordnung 1733 sollte der<br />

Hofweibel ein «glaubhaffter, frommer, redlicher» Mann sein. Er sollte Vorladungen,<br />

Bescheide, Befehle und weiteres je nach den Umständen schriftlich<br />

oder mündlich verkünden, wobei er dazu auch «ehrbare leüth», nicht aber «weiber<br />

oder kinder» beiziehen durfte. 322 Der Weibel und sein Knecht sollten an den<br />

Orten, an denen sie «gebott <strong>aus</strong>richten, schazungen, pfand, und executiones<br />

vornehmen, sich der gebühr, und gueter bescheidenheit gebrauchen, und niemandt<br />

mit wortten, oder wercken beschwären, oder beleydigen». 323<br />

In den Akten des Stiftsarchivs findet sich eine etwa <strong>aus</strong> dem Jahr 1750 stammende<br />

«bestallung eines ambtsdieners des Gottsh<strong>aus</strong> St. Gallen». 324 Sie regelt<br />

detailliert die Aufgaben des Amtsdieners. Es ist davon <strong>aus</strong>zugehen, dass der<br />

Amtsdiener identisch ist mit dem in der Pfalzratsordnung erwähnten Hofweibel.<br />

Der Amtsdiener hatte im Amtsh<strong>aus</strong> zu St. Fiden zu wohnen und durfte <strong>aus</strong>ser zu<br />

Amtsgeschäften «ohne der obrigkeit oder eines herrn fiskal vorwüssen nirgendeshin<br />

verreisen». 325 Er hatte die Verdächtigen zu verhaften und die Gefangenschaft<br />

zu überwachen. Gaben und Geschenke durfte er «bey höchster ohngnad<br />

nid annemmen», sondern musste alles offenbaren und anzeigen, «was zur vollführung<br />

der justiz, und erhaltung obrigkeitlicher authorität, und rechten gereichen<br />

mag». 326 In der Bestallung sind die Kosten, die der Amtsdiener für seine<br />

321<br />

322<br />

323<br />

324<br />

325<br />

326<br />

HOLENSTEIN ANDRÉ, Weibel, e-HLS [2005]; KONRAD/HERIBERT [2004], S. 1717.<br />

StiASG, Rubr. 28, Fasz. 3, Konzept S. 112 f.<br />

StiASG, Rubr. 28, Fasz. 3, Konzept S. 116 f. Vgl. auch MÜLLER, Offnungen [1964], S.<br />

75; STAUB [1988], S. 72; MOSER-NEF, Bd. 7 [1955], S. 159.<br />

StiASG, Rubr. 42, Fasz. 17, Bestallung eines Amtsdieners, S. 1.<br />

StiASG, Rubr. 42, Fasz. 17, Bestallung eines Amtsdieners, S. 1, Ziff. 1. Weder rauhes<br />

Wetter noch die finstere Nacht noch sonst etwas, «<strong>aus</strong>sert Gottes gewalt und ehehafte<br />

not» sollten ihn von seiner Verantwortung entlasten; S. 1, Ziff. 2.<br />

StiASG, Rubr. 42, Fasz. 17, Bestallung eines Amtsdieners, S. 5, Ziff. 12.<br />

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