28.12.2013 Aufrufe

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Vorgeschichte<br />

Fürstenlands das Szepter Zürichs nicht milder schien als der st. gallische<br />

Krummstab. 234 In Nachwirkung des sog. Augsburger Religionsfriedens von 1555<br />

setzte sich auch in der Alten Landschaft das Prinzip «cuius regio, eius religio» 235<br />

durch, wonach der Landesherr die Konfession seiner Untertanen bestimmte. 236<br />

<strong>Egger</strong> war nach Aussage seiner Frau beim Beten jeweils nicht allzu eifrig<br />

gewesen. 237 Während der Verhöre rief <strong>Egger</strong> dennoch sehr häufig Gott an und<br />

benutzte Wendungen wie «in Gottes namen» 238 oder «mein Gott» 239 , weiter gab<br />

er gelegentlich «Gott die ehre» 240 . Nachdem die Einvernahmen bereits mehrere<br />

Tage gedauert hatten, meinte <strong>Egger</strong> sogar, «er seye halt ein von Gott verlassener<br />

mensch». 241<br />

<strong>Joseph</strong> <strong>Egger</strong> war Lehensnehmer des Hofes «auf dem Espen». Das Gebiet<br />

Espen war in jener Zeit eine von Wittenbach und Tablat gemeinsam genutzte<br />

Allmend, die sich auf beide Seiten der Steinach erstreckte und auf der einige<br />

Höfe – wohl auch der von <strong>Egger</strong> bewirtschaftete Hof Espen – lagen. 242 Ebenfalls<br />

auf dem Gebiet Espen befand sich an der Stelle der heutigen protestantischen<br />

Heiligkreuzkirche die äbtische Richtstätte. 243 Sämtliche Verhöre <strong>Egger</strong>s wurden<br />

in St. Fiden im Wirtsh<strong>aus</strong> «Hirschen» gehalten, während die meisten Zeugenbefragungen<br />

am Sitz des Pfalzrats im Klosterareal stattfanden. Der Pfalzrat tagte<br />

üblicherweise in der «gewöhnlich[en] pfaltzraths stuben» der «fürstl. residenz<br />

234<br />

235<br />

236<br />

237<br />

238<br />

239<br />

240<br />

241<br />

242<br />

243<br />

STAERKLE, Tablat [1991], S. 33 f.<br />

«Wessen Land, dessen Religion». Während der Reformationszeit gewann dieser Grundsatz<br />

wieder stärker an Bedeutung. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 zwischen<br />

Karl V. und dem Schmalkaldischen Bund war er Leitsatz; er stellte einen Kompromiss<br />

zwischen den katholischen und den protestantischen Landesherren dar, vgl. SENN [2007],<br />

S. 104 f; SENN/GSCHWEND/PAHUD DE MORTANGES [2006], S. 37, Rz. 23 und S. 176,<br />

Rz. 24; KÄSTNER [2006], Sp. 913 ff.; siehe auch AEBI [1914], S. 24; WILLOWEIT [2005],<br />

S. 168.<br />

BAUMANN MAX [2003], S. 37. Zur Repression Andersgläubiger und ihrer Umsetzung in<br />

den Landes- und Polizeiordnungen in der Alten Landschaft MÜLLER, Landsatzung [1970],<br />

S. 238 ff.<br />

Vgl. nachfolgendes Kapitel 4.8.1.<br />

Z.B. Dok. 2, Einvernahmeprotokoll <strong>Egger</strong>s, Antwort 2, Antwort 10, Antwort 18 uvm.<br />

Z.B. Dok. 2, Einvernahmeprotokoll <strong>Egger</strong>s, Antwort 55.<br />

Z.B. Dok. 2, Einvernahmeprotokoll <strong>Egger</strong>s, Antwort 179.<br />

Dok. 2, Einvernahmeprotokoll <strong>Egger</strong>s, Antwort 170.<br />

STAERKLE, Tablat [1991], S. 28.<br />

ZIEGLER/SONDEREGGER/STUDER [2004], S. 52; GMÜR [1903], S. 197.<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!