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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Materielle Beurteilung<br />

Die rationell argumentierenden Aufklärer verstanden oft nicht, weshalb das<br />

Volk trotz ihrer Argumente am Aberglauben festhielt. Schliesslich begannen<br />

Bestrebungen, sich mit dem Ursprung abergläubischer Geschichten und Fabeln<br />

<strong>aus</strong>einanderzusetzen und diesen mit wahrscheinlichen Hypothesen zu widerlegen,<br />

die Geschichte also zu «säubern». 934<br />

Im 18. Jahrhundert wurden jedoch <strong>gegen</strong>über der kleinen gebildeten Elite<br />

auch kritische Stimmen laut. So warf etwa ZEDLER den Geistlichen vor, sich<br />

durch die vorgegebenen Weissagungen und göttlichen Entdeckungen in ganz<br />

besonderes Ansehen und Ehre zu setzen und dabei, was das allerschlimmste sei,<br />

das arme Volk in Irrtum und Unwissenheit stecken zu lassen. Mit Beseitigung<br />

der Unwissenheit wäre es nicht nur um die abergläubischen Possen, sondern<br />

auch um das allzu grosse Ansehen der Geistlichkeit, das diese durch die<br />

Dummheit und Einfalt des Pöbels zu erhalten suche, geschehen. 935 KRUENITZ<br />

bezeichnete es 1773 als Pflicht der Gelehrten, den Aberglauben nach und nach<br />

zu bestreiten und <strong>aus</strong>zurotten. 936 In der Populärwissenschaft der Aufklärungszeit<br />

sollte das Volk, das grösstenteils ohnehin nicht lesen konnte, nicht direkt durch<br />

Schriften aufgeklärt werden, sondern Lehrer und Pfarrer 937 sollten als Vermittler<br />

zwischen Bildungselite und Volk die Aufgabe übernehmen, das Bildungsniveau<br />

des Volkes anhand dieser Schriften zu heben. 938 Bei aller Popularisierung blieb<br />

933<br />

934<br />

935<br />

936<br />

937<br />

938<br />

Bekannter Kritiker war der Frühaufklärer Christian Thomasius, vgl. SCHWEGLER [2002],<br />

S. 43. Die Entlarvung des Aberglaubens wurde durch physikalisch-technische Erklärungen<br />

zuvor unerklärlicher oder als magisch interpretierter Phänomene betrieben. Die Herkunft<br />

magischer, abergläubischer Praktiken wurde historisch-kritisch erörtert; BAUSINGER<br />

[1963], S. 346; auch SIMON, Aufklärung [2005], Sp. 336 f.; HATTENHAUER [2004],<br />

S. 597, Rz. 1619.<br />

Mit weiteren Quellenangaben STUTE [1997], S. 118 f.<br />

ZEDLER [1732], Bd. 1, S. 95, Sp. 111. In dieselbe Richtung zielte ECCARD [1787], S. 7 ff.<br />

Ausführlich zu Wunderwerken und Wunderzeichen im christlichen Glauben SCHWEGLER<br />

[2002], S. 49 ff.<br />

KRÜNITZ, Bd. 1 [1773], 1. Theil, Stichwort «Aberglaube», S. 42. Oft würden allerhand<br />

Laster mit abergläubischen Meinungen verdeckt, so Kruenitz. Den Ursprung des abergläubischen<br />

Denkens sah er in der Unwissenheit der Natur- und Geisterlehre der Alten.<br />

Geistliche sollten im 18. Jahrhundert nicht selten eine Mischung <strong>aus</strong> Aufklärung und Belehrung,<br />

sozialer Disziplinierung und erzieherischer Lächerlichmachung zur Bekämpfung<br />

von Aberglauben und Magieanwendung gebrauchen; siehe LABOUVIE [1990], S. 51. Zu<br />

Pfarrschulen ab dem 16. Jahrhundert und ihrer Bedeutung für die Alphabetisierung<br />

SCHINDLING [1994], S. 86 f.<br />

STUTE [1997], S. 162.<br />

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