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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Materielle Beurteilung<br />

setäter, insbesondere Grabschänder, Leichenräuber und Inzesttäter, als Wolf<br />

bezeichnet. Sie waren wolfsfrei, durften also von jedermann getötet werden. 919<br />

«Es wird dieses Wort in weitläufigen Verstande vor einen Irrthum gebrauchet, da man natürlichen<br />

und menschlichen Dingen etwas göttliches zuschreibt, welches sie nicht an sich<br />

haben, sodass dar<strong>aus</strong> ein unvernünfftiger Affect in dem Gemüth entstehet. Es leidet also<br />

hierbey unsere ganze Seele Schaden, sowohl in Ansehung des Verstandes als des Willens.»<br />

920<br />

So definierte JOHANN HEINRICH ZEDLER den Begriff des Aberglaubens im<br />

1732 erschienenen ersten Band seines «Grossen vollständigen Universallexikon<br />

aller Wissenschaften und Künste». JACOB GRIMM verstand unter Aberglaube<br />

nicht den gesamten Inhalt des heidnischen Glaubens, sondern die Beibehaltung<br />

einzelner heidnischer Gebräuche und Meinungen. Der bekehrte Christ habe die<br />

Götter der Heiden verworfen und verabscheut, in seinem Herzen seien aber<br />

noch Vorstellungen und Gewohnheiten haften geblieben, die ohne offenen Bezug<br />

auf die alte Lehre der neuen nicht unmittelbar zu widerstreben schienen.<br />

Dort, wo das Christentum eine leere Stelle gelassen habe, wo sein Geist die roheren<br />

Gemüter nicht sogleich habe durchdringen können, habe der Aberglaube<br />

oder Überglaube gewuchert. 921<br />

Aberglaube oder Superstitio 922 bezeichnet Glaubensinhalte oder -formen, die<br />

von geltenden religiösen Lehrmeinungen abweichen oder diesen widersprechen,<br />

wobei «Aber-» die Bedeutung von «<strong>gegen</strong>» annimmt. 923 Die Begriffe Irrtum und<br />

Unvernunft entwickelten sich zu Synonymen für Aberglauben. Unter dem Ein-<br />

919<br />

920<br />

921<br />

922<br />

923<br />

Weitere Ausführungen und Quellenangaben zu den abergläubischen Überzeugungen sowie<br />

Erläuterungen zur Hinrichtung von Wölfen und anderen Tieren bei SCHILD, Gerichtsbarkeit<br />

[1980], S. 65 f. Zur Rolle der Medizin im Dämonenglauben und damit zu den Anfängen<br />

der neuzeitlichen Psychiatrie siehe FISCHER-HOMBERGER [1983], S. 136 ff.<br />

ZEDLER [1732], Bd. 1, S. 93, Sp. 107 f.<br />

GRIMM, Bd. 2 [1854], S. 1059.<br />

In seinem «Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart» übersetzte<br />

Johann Christoph Adelung «superstitio» im beginnenden 19. Jahrhundert mit «Überglaube»,<br />

vgl. Grammatisch-kritisches Wörterbuch [1811], Stichwort «Aberglaube», Sp. 31.<br />

Jacob Grimm führte «superstitio» auf das lateinische «superstes» = «überdauern» zurück<br />

und verstand darunter «ein in einzelnen menschen fortbestehendes verharren bei ansichten<br />

[...], welche die grosse menge vernünftig fahren lässt», GRIMM, Bd. 2 [1854], S. 1059.<br />

Siehe auch SCHILD, Aberglaube [2004], Sp. 8; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,<br />

Bd. 1 [1927], Sp. 64.<br />

Wörterbuch des Aberglaubens [1989], S. 231.<br />

172

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