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Pfalzrätliche Strafuntersuchung gegen Joseph Antoni Egger aus ...

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Materielle Beurteilung<br />

6 Materielle Beurteilung<br />

6.1 Totschlag<br />

6.1.1 Historisch-kriminologische Grundlagen<br />

Mord und Totschlag sind wohl so alt wie die Menschheit selbst. Sie üben eine<br />

zwiespältige Faszination auf die Menschen <strong>aus</strong> und haben seit jeher starke Emotionen<br />

<strong>aus</strong>gelöst. Das leidenschaftliche Interesse, das die Menschheit dem Mord<br />

ent<strong>gegen</strong>bringe, könne keine andere Erklärung finden, als dass das Töten und<br />

Getötetwerden an den innersten Kern der Instinkte der Menschen heranreiche,<br />

so VON HENTIG. Berührt, aufgestört würden die machtvollen Triebe, die der Erhaltung<br />

der Gattung und des einzelnen Wesens dienten. 835<br />

Um den gewaltsamen Tod ist ein breites Feld an abergläubischem Gedankengut<br />

entstanden. So findet etwa der Ermordete im Grab keine Ruhe, bis er gerächt<br />

ist. Ebenso gilt der verstorbene Mörder als ruheloses Wesen, das als Spuk<br />

erscheint oder umgeht. Das Blut des Ermordeten soll besondere magische Kraft<br />

besitzen. Wer träumt, einen Mord begangen zu haben, hat angeblich ein<br />

schlechtes Gewissen. 836<br />

Zum Verständnis der im Affekt <strong>aus</strong>geführten Totschläge ist ein Blick auf das<br />

in jener Zeit vorherrschende Gewaltverständnis notwendig. Diese Gewalttat, die<br />

in der frühneuzeitlichen Gesellschaft nicht selten vorkam, stand oft im Zusammenhang<br />

mit als ehrverletzend empfundenen Streitigkeiten. Neckereien und<br />

Beleidigungen konnten sich zu körperlichen Auseinandersetzungen verschiedenster<br />

Intensität steigern. 837 Besonders häufig dürften Gewaltakte in Wirtshäusern<br />

sowie auf rege besuchten Strassen und Plätzen mit «öffentlichem» Charakter<br />

vorgekommen sein, wurden Beleidigungen oder Drohungen dort doch als<br />

besonders schwerwiegend und rufschädigend empfunden. Freilich kam es aber<br />

835<br />

836<br />

837<br />

VON HENTIG, Psychologie [1956], S. 1.<br />

Handbuch des Aberglaubens [1999], Bd. 2, S. 588.<br />

SCHWERHOFF, Aktenkundig [1999], S. 121 f.<br />

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