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der zeitliche Umfang der Teleheimar<strong>bei</strong>t kann nicht von den Frauen selbst bestimmt<br />
werden, sondern wird meist von den jeweiligen Auftragsunternehmen<br />
di ktiert. Damit dreht sich aber das ursprünglich gewünschte Verhältnis zwischen<br />
Berufsar<strong>bei</strong>t und familialer Ar<strong>bei</strong>t um: nicht der Umfang der Berufsar<strong>bei</strong>t<br />
orientiert sich an den Erfordernissen der familialen Ar<strong>bei</strong>t, sondern die Ar<strong>bei</strong>t<br />
in der Familie hat sich den Anforderungen der Berufsar<strong>bei</strong>t unterzuordnen.<br />
Die Teleheimar<strong>bei</strong>terinnen unserer Fallstudie richten letztendlich Ausmaß<br />
und Qualität der Ar<strong>bei</strong>t in der Familie nach den Vorgaben der beruflichen Ar<strong>bei</strong>t<br />
aus. Für die Kinderbetreuung heißt das: die von den Teleheimar<strong>bei</strong>terinnen<br />
erhoffte ständige Fürsorge für die Kinder kann von ihnen nur bedingt realisiert<br />
werden. Sie sind zwar "rund um die Uhr" physisch anwesend, jedoch keineswegs<br />
al lzeit ansprechbar. Damit sind sie für ihre Kinder zwar körperlich da, sichtbar,<br />
ihr Denken und Fühlen wird aber erheblich und über weite Strecken des<br />
Tages vom Computer absorbiert. Die Teleheimar<strong>bei</strong>terinnen können ihren Kindern<br />
nur noch eingeschränkt Aufmerksamkeit zukommen lassen, oftmals beschränkt<br />
sich die Kinderbetreuung auf eine oberflächliche "Kontrolle". Ein hohes<br />
Maß an Sel bstkontrolle ist nötig, weil Teleheimar<strong>bei</strong>t den Preis hoher Nervosität<br />
und Uberbeanspruchung fordert. Mit Teleheimar<strong>bei</strong>t wird der familialen<br />
Ar<strong>bei</strong>t die Zeit- und Kostenökonomie der beruflichen Ar<strong>bei</strong>t "übergestülpt".<br />
Dieses Auseinanderfallen von Anspruch und Wirklichkeit setzt die Frauen<br />
selbst unter erhöhten Streß. Sie wollen trotz der geschilderten Schwierigkeiten<br />
an<br />
<strong>bei</strong>den Ar<strong>bei</strong>tsbereichen teilhaben. Der ständige Wechsel bzw. die gleichzeiti<br />
ge Bear<strong>bei</strong>tung von familialen und beruflichen Aufgaben verlangen den Teleheimar<strong>bei</strong>ter<br />
innen erhebliche Organisationsleistungen ab. Die Hoffnung dieser<br />
Frauen, mehr Freiräume in ihrer Verbindung von Ar<strong>bei</strong>t und Leben zu erhalten,<br />
erfüllt sich meist nicht. Dise Ar<strong>bei</strong>tssituation als Teleheimar<strong>bei</strong>terin birgt die<br />
Gefahr, zum Nachteil der Frauen auszuschlagen, die nach einer individuellen<br />
Lösung des gesellschaftlichen Problems der Vereinbarung von Beruf und Familie<br />
suchen (müssen).<br />
LITERATUR<br />
Pieper, Barbara: Subjektorientierung als Forschungsverfahren - vorgestellt am<br />
Beispiel häuslicher Ar<strong>bei</strong>t. In: Bolte, K.M./Treutner, E. (Hg.): Subjektorientierte<br />
Ar<strong>bei</strong>ts- und Berufssoziologie. Frankfurt/ New York 1983