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nanzamt die Rechnung; die Gruppe kann die Steuerschuld nicht bezahlen. Sie<br />
meldet den Betrieb ab und lebt jetzt von Sozialhilfe.<br />
Rosemarie pachtet mit ihrem Freund zusammen ein Stück Land und kauft<br />
sich eine Damtierherde. Ihre Damtierfarm muß sie aber in kürzester Zeit<br />
wieder aufgeben: Ihr Freund erweist sich nicht gerade als begeisterter<br />
Schaffer, und außerdem haben <strong>bei</strong>de nicht die geringste Ahnung von Tierzucht.<br />
Roswitha (vier Kinder) interessiert sich für Kunstgeschichte und Antiquitäte<br />
n. Sie führt ein Antiquitätengeschäft, in dem sie komplementär zu den<br />
beruflichen Erfolgen ihres Gatten Verluste machen muß. Die auf diese Weise<br />
gesparte Einkommenssteuer wird ihr im innerfamilialen Abrechnungsmodus<br />
ni cht als Verdienst zugeschrieben. Nach Jahren, in denen sie - wie sie selbst<br />
sagt - "mit intensivster Ar<strong>bei</strong>t nie einen Pfennig verdient hat", gibt sie das<br />
Geschäft auf und sucht nun nach einer neuen Existenzgrundlage. Eine Trennu<br />
ng steht an, und Roswitha muß noch einmal ganz von vorne anfangen.<br />
- Marianne (zwei Kinder) hat einen Secondhand-Laden für Kindersachen. Sie<br />
will für die Mütter etwas tun, die sich die neuen Kinderkleider nicht leisten<br />
können. Nach einiger Zeit stellt Marianne fest, daß für sie selbst nur Ar<strong>bei</strong>t<br />
da <strong>bei</strong> herausspringt. Sie steigt mit Verl ust aus.<br />
Die vier Beispiele verweisen uns auf besondere Probleme, denen erwerbslose<br />
Frauen <strong>bei</strong> der Gründung und Führung eigener Betriebe begegnen: es fehlen<br />
Branchenkenntnisse und Berufserfahrung (Rosemaries Damtierfarm), es fehlen<br />
betriebswirtschaftliche Kompetenzen, es fehlt Kapital, um unvorhergesehene<br />
Kosten zu decken (Elkes Kollektivbetrieb), und es fehlt - den Müttern - an<br />
Zeit. Zudem haben Frauen häufig soziale, kommunikative und ideelle Ziele für<br />
ihren Betrieb, die die ökonomische Existenzsicherung in Frage stellen (Mariannes<br />
Secondhand-Laden). Gegenüber den Wünschen und Interessen von Familienmitglieder<br />
n stellen Frauen ihre Ansprüche an eine eigenständige berufliche Existenzsicherung<br />
häufig zurück (Roswithas Antiquitätenladen). Wir stellen fest:<br />
Erwerbslosigkeit ist nicht nur der Anlaß dafür, daß Frauen versuchen, sich mit<br />
der beruflichen Selbständigkeit einen eigenen Ar<strong>bei</strong>tsplatz zu schaffen; Erwerbslosigkeit<br />
führt auch zu einer Reihe spezifischer Hindernisse auf diesem<br />
Weg: kein Geld, keine Berufserfahrung, keine Branchenkontakte und ein - aufgrund<br />
der Ansprüche der eigenen Kinder - nicht unbegrenztes Engagement. Diesen<br />
Schwierigkeiten können Frauen nur mit Pfiffigkeit, einem umfangreichen<br />
Repertoire betriebswirtschaftlichen Handwerkszeugs, ausgefeilten Betriebskon-