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- 212 -<br />

wird in Berlin überwiegend der § 11 des Ausländergesetzes mit hinzugezogen,<br />

nach dem die oben aufgeführten Gründe nur dann zu einer Ausweisung führen,<br />

wenn sie besonders schwerwiegend sind. In der Praxis heißt das, eine ausländische<br />

Frau kann dann ausgewiesen werden, wenn zusätzlich zur Prostitution<br />

noch ein anderer Grund, z.B. illegaler Aufenthalt oder der Verstoß gegen eine<br />

Vorschrift des Aufenthaltsrechts, hinzukommt.<br />

Daß Prostitution für sie in der Bundesrepublik einschließlich Berlin verboten<br />

ist, hält Frauen aus Ghana, aus der Dominikanischen Republik, aus Polen,<br />

aus Thailand und anderen Ländern nicht ab, ausschließlich zu diesem Zweck<br />

hierherzukommen. Die Ursachen liegen in der Regel an den äußerst schlechten<br />

wirtschaftlichen Verhältnissen der Herkunftsländer , in denen zum Teil Frauen<br />

so gut wie keine Chancen haben, bezahlte Ar<strong>bei</strong>t zu finden.<br />

Ich beschränke mich in den folgenden Ausführungen auf die thailändischen<br />

2<br />

Frauen. Sie sind die z.Z. größte Gruppe ausländischer Prostituierter in Ber-<br />

!in. Bei anderen ausländischen Frauen sind die Bedingungen vergleichbar.<br />

1. Unterentwicklung und Prostitution<br />

Die thailändische Frau hat traditionel l verantwortlich für die Familie zu sorgen.<br />

Sie war und ist diejenige, die das Feld bestellt, für Nahrung und Kleidung<br />

sorgt und die Großfamilie zusammenzuhalten hat. Durch die Entwicklungsstrategie,<br />

die Thailand seit einem Vierteljahrhundert verfolgt, indem zur Anwerbung<br />

internationalen Kapitals das Land für exportfähige Agrarprodukte ausgebeutet<br />

wird und dem kleinen Bauern für den Eigenbedarf kaum noch etwas übrig<br />

bleibt, ist die Kluft im Einkommen und in den sozialen Möglichkeiten zwischen<br />

Stadt und Land unüberbrückbar groß geworden. Das wiederum schafft die Voraussetzungen<br />

für die Migration besonders der Frauen aus den ländlichen Regionen,<br />

wo<strong>bei</strong> sie jedoch aufgrund der katastrophalen Ar<strong>bei</strong>tsmarktlage keinerlei<br />

Chancen haben, in den Städten Ar<strong>bei</strong>t zu finden. So bleibt ihnen in der Regel<br />

keine andere Wahl, als durch Prostitution für den Unterhalt der Familie zu sorgen.<br />

Sie fliehen also nicht vor ihrer Familie oder dem ländlichen Milieu (80%<br />

al ler Prostituierten kommen aus ländlichen Gegenden), um der herkömmlichen<br />

Unterdrückung der Frauen zu entkommen. Ihnen ist vielmehr daran gelegen, die<br />

familiäre Einheit zu .stützen, deren ländliche Ökonomie unter zunehmendem

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