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wird in Berlin überwiegend der § 11 des Ausländergesetzes mit hinzugezogen,<br />
nach dem die oben aufgeführten Gründe nur dann zu einer Ausweisung führen,<br />
wenn sie besonders schwerwiegend sind. In der Praxis heißt das, eine ausländische<br />
Frau kann dann ausgewiesen werden, wenn zusätzlich zur Prostitution<br />
noch ein anderer Grund, z.B. illegaler Aufenthalt oder der Verstoß gegen eine<br />
Vorschrift des Aufenthaltsrechts, hinzukommt.<br />
Daß Prostitution für sie in der Bundesrepublik einschließlich Berlin verboten<br />
ist, hält Frauen aus Ghana, aus der Dominikanischen Republik, aus Polen,<br />
aus Thailand und anderen Ländern nicht ab, ausschließlich zu diesem Zweck<br />
hierherzukommen. Die Ursachen liegen in der Regel an den äußerst schlechten<br />
wirtschaftlichen Verhältnissen der Herkunftsländer , in denen zum Teil Frauen<br />
so gut wie keine Chancen haben, bezahlte Ar<strong>bei</strong>t zu finden.<br />
Ich beschränke mich in den folgenden Ausführungen auf die thailändischen<br />
2<br />
Frauen. Sie sind die z.Z. größte Gruppe ausländischer Prostituierter in Ber-<br />
!in. Bei anderen ausländischen Frauen sind die Bedingungen vergleichbar.<br />
1. Unterentwicklung und Prostitution<br />
Die thailändische Frau hat traditionel l verantwortlich für die Familie zu sorgen.<br />
Sie war und ist diejenige, die das Feld bestellt, für Nahrung und Kleidung<br />
sorgt und die Großfamilie zusammenzuhalten hat. Durch die Entwicklungsstrategie,<br />
die Thailand seit einem Vierteljahrhundert verfolgt, indem zur Anwerbung<br />
internationalen Kapitals das Land für exportfähige Agrarprodukte ausgebeutet<br />
wird und dem kleinen Bauern für den Eigenbedarf kaum noch etwas übrig<br />
bleibt, ist die Kluft im Einkommen und in den sozialen Möglichkeiten zwischen<br />
Stadt und Land unüberbrückbar groß geworden. Das wiederum schafft die Voraussetzungen<br />
für die Migration besonders der Frauen aus den ländlichen Regionen,<br />
wo<strong>bei</strong> sie jedoch aufgrund der katastrophalen Ar<strong>bei</strong>tsmarktlage keinerlei<br />
Chancen haben, in den Städten Ar<strong>bei</strong>t zu finden. So bleibt ihnen in der Regel<br />
keine andere Wahl, als durch Prostitution für den Unterhalt der Familie zu sorgen.<br />
Sie fliehen also nicht vor ihrer Familie oder dem ländlichen Milieu (80%<br />
al ler Prostituierten kommen aus ländlichen Gegenden), um der herkömmlichen<br />
Unterdrückung der Frauen zu entkommen. Ihnen ist vielmehr daran gelegen, die<br />
familiäre Einheit zu .stützen, deren ländliche Ökonomie unter zunehmendem