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2. Selbstorganisation von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen im Rahmen von Frauenprojekten<br />
Seit Mitte der 70er Jahre zeigt sich eine Verschiebung der Gründungsmotive<br />
<strong>bei</strong> Frauenprojekten. War das frauenpolitische Engagement der 70er Jahre noch<br />
eng mit dem Gedanken der Selbsthilfe und der ehrenamtlichen Ar<strong>bei</strong>t verbunden,<br />
zentrierte sich die Diskussion in den nachfolgenden Jahren zunehmend auf<br />
die Frage nach Bezahlung der geleisteten professionellen Dienste, d.h. nach<br />
Einrichtung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen (vgl. auch Nesemann in diesem Band).<br />
Die Frauen des Goldrausch-Frauennetzwerks Berlin beschreiben diesen<br />
Entwicklungsprozeß wie folgt:<br />
"Die ersten, eher kommerziellen Projekte wie Buchläden, Verlage und<br />
Zeitschriflten, die bereits Mitte der siebziger Jahre entstanden, hatten<br />
nur in ganz wenigen Fällen auch den Anspruch, dauerhafte Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
für Frauen zu schaffen. Auch in den aus den Frauenzentren<br />
herauswachsenden Sozial- und Bildungsinitiativen war es nicht<br />
üblich, die eigene Ar<strong>bei</strong>t in Lohn und Pfennig zu sehen. Hier war ein<br />
strikter Selbsthilfegedanke maßgeblich. Autonomie und gleichzeitig<br />
staatliche Finanzierung von Projekten erschien zumeist als ein ziemlich<br />
abwegiger Gedanke. Einen Job suchten Frauen anderswo. Und<br />
erst mit Frauenseminaren an Universitäten und Fachhochschulen,<br />
Frauenforen an Volkshochschulen, Frauenhausinitiativen und Mädchenar<strong>bei</strong>t<br />
usw. begann ein Prozeß der Professionalisierung, in dem<br />
Erwerbstätigkeit und Engagement für Frauen nicht mehr völlig unvereinbar<br />
waren. Neben der direkten Schaffung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />
nach dem amerikanischen Modell - z.B. über Beiträge von Kursteilnehmerinnen<br />
- erfolgte ein starker Einstieg in die Ökonomie über<br />
öffentlich finanzierte Sozial- und Bildungsproj ekte" (Cramon-Daibler/Heinisch/<br />
Kavemann 1985, S. 143) 1<br />
Die Verschiebung in den Gründungsmotiven von Frauenprojekten ist auf<br />
unterschiedliche Bedingungsmomente rückführbar • Sie ist einerseits Ausdruck<br />
des sich entwickelnden Selbstbewußtseins von Frauen durch Anerkennung und<br />
Erfolg der jahrelang ehrenamtlich erbrachten "Aufbauar<strong>bei</strong>t"; andererseits kann<br />
sie nicht losgelöst von der aufkommenden Diskussion über die neue Arm ut von<br />
Frauen betrachtet werden. Parallel dazu verschärfte sich die Ar<strong>bei</strong>tsmarktsituation<br />
von Frauen, insbesondere von Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen<br />
sowie 50zialpädagoginnen, die - wie eine Berliner Umfrage ergab (vgl. Nesemann<br />
in diesem Band) - den "Akademikerinnen-Uberhang" in Frauenproj ekten<br />
bilden.<br />
Die Uberrepräsentation von Frauen mit hohem Qualifikationsniveau in<br />
Frauenproj ekten läßt sich jedoch kaum als Berliner Spezifikum werten, sondern<br />
ist Ausdruck der allgemeinen strukturellen Veränderungen auf dem Stellenmarkt.<br />
So ist für die hohe Anzahl an Hochschulabsolventinnen, deren fachliche