Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
- 227 -<br />
strecken sich auf grund der gesellschaftlichen Achtung auch auf das<br />
gesamte Privatleben der Prostituierten. Der Schutz der Prostituierten<br />
vor Dis kriminierung ist daher unerläßlich" (Hydra Nachtexpress<br />
1986/87, S. 6).<br />
Prostitution ist eine Ar<strong>bei</strong>t; sie wird von Frauen -ausgeübt, die diese Tätigkeit<br />
einer anderen vorziehen, aber auch von Frauen, für die Prostitution<br />
lediglich eine, oft die einzige Alternative zur Erwerbslosigkeit ist. Ein wichtiges<br />
Moment ist, daß Prostitution jeder Frau offensteht, da sie hierfür keine<br />
Ausbildung benötigt. Als wesentlicher Nachteil erweist sich jedoch die fehlende<br />
soziale Absicherung. Besonders Frauen, die längere Zeit der Prostitution nachgegangen<br />
sind, schaffen es kaum, einen anderen Beruf zu ergreifen, da ihnen<br />
aufgrund ihrer bisherigen Tätigkeit jede Befähigung zu einem "anständigen"<br />
Beruf abgesprochen wird. Für die Prostituierte ergeben sich somit nur die Möglichkeiten,<br />
während der Prostitution eine berufliche Aus- oder Weiterbildung zu<br />
absolvieren oder durch die Prostitution eine finanzielle Existenzgrundlage zu<br />
erwerben, die die Zukunft sichert. Beide Möglichkeiten lassen sich jedoch -<br />
insbesondere angesichts der besonderen physischen Belastungen dieses Berufs -<br />
nur in seltenen Fällen realisieren.<br />
Prostitution ist in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin -<br />
ausgenommen für Ausländerinnen - nicht verboten. Dennoch werden Prostituierte<br />
auf vielfältige Weise rechtlich und gesellschaftlich diskriminiert. Die gesellschaftliche<br />
Diskriminierung empfinden viele Prostituierte als besonders schwerwiegend,<br />
da sie sich stark auf das Privatleben auswirkt. Die meisten Prostituierten<br />
führen daher gezwungenermaßen ein Doppelleben, indem sie ihre Tätigkeit<br />
verheimlichen, um sich und ihre Familie zu schützen.<br />
Ein wesentlicher Beitrag zum Abbau der gesellschaftlichen Diskriminierung<br />
wäre die Aufhebung der rechtlichen Diskriminierung, wo<strong>bei</strong> hier nur die<br />
wichtigsten Punkte angeführt werden sollen.<br />
Prostitution gilt nach unserer Rechtsprechung als sittenwidrig. Die Prostituierte<br />
hat daher keinen rechtlichen Anspruch auf ein Entgelt für ihre Leistung.<br />
Mit der gleichen Begründung wird Prostitution nicht als Gewerbe anerkannt,<br />
wodurch sich für die Prostituierte erhebliche steuer- und versicherungsrechtliche<br />
Nachteile ergeben.<br />
Die Ausübung der Prostitution kann durch verschiedene Gesetze beschränkt<br />
oder gänzlich verboten werden. Die Bestimmungen dienen angeblich dem Schutz<br />
der Jugend und des öffentlichen Anstandes, dürften diesen Zweck aber wohl