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daß Frauen mit Aushilfskräften anders umgehen: so z.B. in einem Darmstädter<br />
Cafe, in dem jede der drei Besitzerinnen 1400,- DM im Monat entnimmt - was<br />
ei nem Stundensatz von etwa 8,- DM entspricht - und an ihre Aushilfskräfte<br />
15,- DM pro Stunde bezahlt.<br />
Wir können festhalten: Indem erwerbslose Frauen <strong>bei</strong> der Gründung eigener<br />
Betriebe die Unternehmensstrategien, die zu ihrer eigenen Erwerbslosigkeit<br />
geführt haben, kritisieren und jedenfalls nicht ohne existenzielle Not übernehmen,<br />
verändern sie die Anforderungen an die Ar<strong>bei</strong>t als Selbständi ge. Neben<br />
der Orientierung am Ertrag werden neue Zielbestimmungen für die Betriebe<br />
formuliert.<br />
Außer diesen aus den Ar<strong>bei</strong>tsmarkterfahrungen resultierenden Zielbestirnmungen<br />
gibt es Betriebsziele, die aus dem Ar<strong>bei</strong>tsbereich in der Familie und<br />
einer für diesen Ar<strong>bei</strong>tsbereich qualifizierenden geschlechtsspezifischen Sozialisation<br />
herrühren. Diese Ziele werden auf der Grundlage jener intrinsischen<br />
Fähigkeiten und Interessen formuliert, die die Ar<strong>bei</strong>t mit den Kindern erst ermöglicht:<br />
die Personenbezogenheit, das Einfühl ungsvermögen, die nicht profitorientierte<br />
Ar<strong>bei</strong>t, die sozialen Interessen, die Verantwortung für die Qualität<br />
der eigenen Ar<strong>bei</strong>tsprodukte (z.B. nicht giftig und nicht scharfkantig). Diese<br />
Interessen und Fähigkeiten lassen sich dem betriebswirtschaftlichen Repertoire<br />
ni cht ohne weiteres unterordnen. Bei der Planung ihrer Betriebe überlegen die<br />
Frauen z.B., was im Stadtteil gebraucht wird, wie sie ihre Produkte möglichst<br />
billig machen können, Plätze für Kinder in den Geschäften schaffen, wo die<br />
Zeit für Gespräche hergenommen werden kann, und wie sie umweltfreundlich<br />
produzieren. Solche UberIegungen stehen im klaren Widerspruch zu der Gewinnmaximierung.<br />
Bei der Planung und Realisierung ihrer Beschäftigungsinitiativen<br />
müssen die Frauen für diesen Widerspruch eine Lösung finden, die ihnen einen<br />
ex istenzsichernden Ar<strong>bei</strong>tsplatz verspricht, ohne daß sie auf soziale und kommunikative<br />
Interessen verzichten müssen.<br />
Langfristig gedacht, dürften Betriebe, die soziale und kommunikative Anteile<br />
realisieren, eine ernstzunehmende Konkurrenz gegenüber den verödeten<br />
Stätten stummen Wareneinsammelns sein. Frauen, die sich den Widersprüchen<br />
zwischen sozialen und betriebswirtschaftlichen Zielen stellen, ar<strong>bei</strong>ten damit<br />
auch an einer neuen Qualität betrieblichen HandeIns. Auf diesem Weg führen<br />
di e weiblichen Ar<strong>bei</strong>tserfahrungen in Beruf und Familie zu neuen Uberlegungen<br />
für die Betriebe. Es verändert sich auf diese Weise die Qualität von Ar<strong>bei</strong>t -<br />
di es weniger ein Fazit als eine Hoffnung.