27.02.2014 Aufrufe

Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico

Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico

Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- 88 -<br />

daß Frauen mit Aushilfskräften anders umgehen: so z.B. in einem Darmstädter<br />

Cafe, in dem jede der drei Besitzerinnen 1400,- DM im Monat entnimmt - was<br />

ei nem Stundensatz von etwa 8,- DM entspricht - und an ihre Aushilfskräfte<br />

15,- DM pro Stunde bezahlt.<br />

Wir können festhalten: Indem erwerbslose Frauen <strong>bei</strong> der Gründung eigener<br />

Betriebe die Unternehmensstrategien, die zu ihrer eigenen Erwerbslosigkeit<br />

geführt haben, kritisieren und jedenfalls nicht ohne existenzielle Not übernehmen,<br />

verändern sie die Anforderungen an die Ar<strong>bei</strong>t als Selbständi ge. Neben<br />

der Orientierung am Ertrag werden neue Zielbestimmungen für die Betriebe<br />

formuliert.<br />

Außer diesen aus den Ar<strong>bei</strong>tsmarkterfahrungen resultierenden Zielbestirnmungen<br />

gibt es Betriebsziele, die aus dem Ar<strong>bei</strong>tsbereich in der Familie und<br />

einer für diesen Ar<strong>bei</strong>tsbereich qualifizierenden geschlechtsspezifischen Sozialisation<br />

herrühren. Diese Ziele werden auf der Grundlage jener intrinsischen<br />

Fähigkeiten und Interessen formuliert, die die Ar<strong>bei</strong>t mit den Kindern erst ermöglicht:<br />

die Personenbezogenheit, das Einfühl ungsvermögen, die nicht profitorientierte<br />

Ar<strong>bei</strong>t, die sozialen Interessen, die Verantwortung für die Qualität<br />

der eigenen Ar<strong>bei</strong>tsprodukte (z.B. nicht giftig und nicht scharfkantig). Diese<br />

Interessen und Fähigkeiten lassen sich dem betriebswirtschaftlichen Repertoire<br />

ni cht ohne weiteres unterordnen. Bei der Planung ihrer Betriebe überlegen die<br />

Frauen z.B., was im Stadtteil gebraucht wird, wie sie ihre Produkte möglichst<br />

billig machen können, Plätze für Kinder in den Geschäften schaffen, wo die<br />

Zeit für Gespräche hergenommen werden kann, und wie sie umweltfreundlich<br />

produzieren. Solche UberIegungen stehen im klaren Widerspruch zu der Gewinnmaximierung.<br />

Bei der Planung und Realisierung ihrer Beschäftigungsinitiativen<br />

müssen die Frauen für diesen Widerspruch eine Lösung finden, die ihnen einen<br />

ex istenzsichernden Ar<strong>bei</strong>tsplatz verspricht, ohne daß sie auf soziale und kommunikative<br />

Interessen verzichten müssen.<br />

Langfristig gedacht, dürften Betriebe, die soziale und kommunikative Anteile<br />

realisieren, eine ernstzunehmende Konkurrenz gegenüber den verödeten<br />

Stätten stummen Wareneinsammelns sein. Frauen, die sich den Widersprüchen<br />

zwischen sozialen und betriebswirtschaftlichen Zielen stellen, ar<strong>bei</strong>ten damit<br />

auch an einer neuen Qualität betrieblichen HandeIns. Auf diesem Weg führen<br />

di e weiblichen Ar<strong>bei</strong>tserfahrungen in Beruf und Familie zu neuen Uberlegungen<br />

für die Betriebe. Es verändert sich auf diese Weise die Qualität von Ar<strong>bei</strong>t -<br />

di es weniger ein Fazit als eine Hoffnung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!