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drängung ihrer objektiven Lage zur Bewältigungs- und Uberlebensstrategie,<br />

vielleicht in der Hoffnung, es sei nur eine Ubergangssituation.<br />

In Luise Pusch fand ich schließlich eine Wissenschaftler in, die zu den inzwischen<br />

in der Bundesrepublik renommiertesten "freischaffenden W issenschaftlerinnen"<br />

gehört. In ihren autobiographischen Darstellungen wird der Prozeß<br />

deutlich, den sie vollziehen mußte, um ihre Situation für sich konstruktiv und<br />

positiv zu wenden und damit auch zur gesellschaftlichen Anerkennung ihrer<br />

Forschungen <strong>bei</strong>zutragen. Erst als sie sich von ihrem Bem ühen um eine Professur<br />

abwandte in der Erkenntnis, daß die deutsche Männeruniversität ihr den<br />

Zugang verweigerte, entstanden in ihr Impulse eigener, neuer Schaffenskraft.<br />

Einer resignativ-depressiven Phase folgte eine Phase der Suche, des Herumreisens,<br />

der Entdeckung neuer gestalterischer Fähigkeiten, eines eigenen Sprachstils,<br />

den viele lesen und verstehen können. Sie entdeckte ihr eigenes Publikum,<br />

ihre eigenen Leser linnen. Die Ar<strong>bei</strong>t, die sie nun als Freiberufliche leistet,<br />

empfindet sie nicht mehr als fremdbestimmt, sie ist lustvoll und engagiert. Dies<br />

wiegt in ihrer Wahrnehmung das soziale Risiko auf.<br />

Welche strukturellen Konsequenzen sich aus dem zunehmenden Ver drängungsprozeß<br />

von Wissenschaftler innen in freiberufliche Beschäftigungsverhältnisse<br />

ergeben und wie sich Frauen am "offiziellen" Ar<strong>bei</strong>tsmarkt behaupten und<br />

durchsetzen werden, ist noch nicht abzusehen. Eines ist jedoch deutlich erkennbar:<br />

die freiberufliche Tätigkeit als existenzsichernde Beschäftigungsmöglichkeit<br />

ist unter den derzeitigen Bedingungen mit Familie und Kindern nicht<br />

vereinbar. Die "Freiheit", die die Bezeichnung verspricht, erfordert dauernde<br />

motivationale Selbststimulierung - und dies vor dem Hintergrund des unbefriedigten<br />

Bedürfnisses nach sozialer Sicherheit!<br />

LITERATUR<br />

Aktion Klartext (Hrsg.): Frauen und Medien. Die Lage im Rundfunk. Berichte -<br />

Kritik - Fragen - Vorschläge. Bonn 1978<br />

Ar<strong>bei</strong>tskreis Wissenschaftlerinnen in NR W (Hrsg.): Memorandum und Dokumentation<br />

zur Situation von Wissenschaftlerinnen an den Hochschulen von NW<br />

und Vorschläge zu ihrer Verbesserung. Dortmund 1980. Zitiert als MEMO I<br />

Ders. (Hrsg.): Privilegiert und doch diskriminiert. Memorandum H. Dortmund<br />

1984. Zitiert als Memo Ir<br />

Baur, Elke: Frauen als Freie in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />

und der privaten Filmwirtschaft. In: Aktion Klartext (Hrsg.), a.a.O., S.<br />

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